Diese Wet Markets haben nichts mit dem gemein, was wir in Europa unter einem Markt verstehen, ein solcher Wet Market gleicht vielmehr Dantes Inferno für alle dort zum Verkauf feilgebotenen lebenden Tiere. Alle möglichen Tiere wildlebender und domestizierter Arten sind dort auf engstem Raum zusammengepfercht; viele der Natur entrissenen Tiere haben schon bevor sie auf dem Markt ankamen unsägliche Qualen hinter sich und liegen dort oft mehr tot als lebendig in ihren Körperexkrementen, Blut & Schleim und warten auf einen noch brutaleren Tod. Die verkauften Tiere werden teilweise vor Ort grausam geschlachtet. Was an Tieren nicht verkauft wird verdurstet, verhungert, erstickt oder verendet an Krankheiten. Zwischen den vielen vollgepfropften Käfigen hocken die Verkäufer, essen und trinken und spuken auf den Boden. Auf den chinesischen Wet Markets kommen die optimalen Bedingungen zusammen, in denen Krankheiten gedeihen.
Neue Viren und Krankheiten entstehen
So geschehen 2002 als das erste Sars-Coronavirus SARS-CoV die Welt in Atem hielt, damals waren es vermutlich Larvenroller (Paguma larvata) und/oder Fledermäuse der Art Chinesische Hufeisennasen (Rhinolophus sinicus), die als Reservoirwirt für das bis dato unbekannte Coronavirus gedient haben könnten.
Sars steht für Severe Acute Respiratory Syndrome, die virale Infektionskrankheit wurde erstmals im November 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong entdeckt. Die Tageszeitung „Lianhe Wanbao“ aus Singapur hatte berichtet, dass ein 35-jähriger Koch eines Restaurants in Shenzen, in dem wildlebende Tiere verspeist wurden, die Sars-Epidemie ins Rollen gebracht hatte. Dieser war mit Beschwerden, die in Folge dem SARS-Virus und der SARS Lungenerkrankung zugeordnet worden, in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Er soll Familienangehörige und medizinisches Personal mit SARS angesteckt haben.
Sowohl Larvenroller als auch Fledermäuse werden in Teilen Chinas gegessen; der Kot von Feldermäusen wird zudem in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) genutzt.
Die sowohl in tropischen Regenwäldern als auch Laubwäldern gemässigter Zonen beheimateten Larvenroller werden in Südchina als Delikatesse verspeist. Larvenroller gehören zur Familie der Schleichkatzen und ihr Verbreitungsgebiet reicht von Indien bis Südostasien und China. In der Presse damals war immer wieder zu lesen, dass Zibetkatzen bei der Übertragung der SARS-Virus gewesen seien. Der Larvenroller wird im Englischen als „palm civet“ bezeichnet, wahrscheinlich wurde der Begriff falsch übersetzt. Die 35 Arten von Schleichkatzen (Viverridae) gehören trotz ihrer deutschen Bezeichnung nicht zur Familie der Katzen. Sie sind im Gegensatz zu Katzen in der Regel Omnivore und Schleichkatzen sind in der Regel Allesfresser. Sie erjagen sowohl kleine Wirbeltiere, Insekten, fressen aber auch Würmer und Vogeleier und manche Arten fressen auch Aas. Neben tierischen Nahrungsquellen können sie auch Nahrung pflanzlicher Herkunft wie Früchte und Nüsse verdauen.
Sowohl Sars-Cov-1 als auch Sars-Cov-2 gehören zur Gattung Betacoronaviren. Sars-COV repliziert in der Lunge und nicht wie Sars-COV-2 im Rachen, so dass es weniger ansteckend und besser in den Griff zu bekommen war. Weltweit starben schätzungsweise 774 Menschen an der SARS-Epidemie, die laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2004 als eingedämmt galt.
Als weitere Quelle in der Diskussion ist das Wuhan Institute of Virology, ein Hochsicherheitslabor, dass nicht weit vom Wuhan Wet Market entfernt liegt. Dort wird u.a. an Corona Viren geforscht. Im Institute lagert die größte Virensammlung Asiens mit über 1000 Proben. Es wird dort u.a. auch Grundlagenforschung betrieben, indem neue Pathogene künstlich erschaffen werden mit dem Ziel die Mutationen von Viren besser zu verstehen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass angesichts der Tatsache, dass Wet Markets und der Handel mit sogenanntem Bush Meat (Ebola, HIV) für etliche neue Viruserkrankungen verantwortlich waren. Virologen halten den Wuhan Wet Market für den wahrscheinlichsten Ausgangspunkt von Sars-Cov-2, auch wenn ein versehentlicher Laborunfall nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann.
Quellen
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 1.4.2003: Lungenkrankheit: SARS-Virus könnte von Wildtieren stammen. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/lungenkrankheit-sars-virus-koennte-von-wildtieren-stammen-1102476.html
Hu B, Zeng L-P, Yang X-L, Ge X-Y, Zhang W, Li B, et al. (2017) Discovery of a rich gene pool of bat SARS-related coronaviruses provides new insights into the origin of SARS coronavirus. PLoS Pathog 13(11): e1006698. https://doi.org/10.1371/journal.ppat.1006698
Lau SK1, Li KS, Huang Y, Shek CT, Tse H, Wang M, Choi GK, Xu H, Lam CS, Guo R, Chan KH, Zheng BJ, Woo PC, Yuen KY. (2010): Ecoepidemiology and complete genome comparison of different strains of severe acute respiratory syndrome-related Rhinolophus bat coronavirus in China reveal bats as a reservoir for acute, self-limiting infection that allows recombination events.In: J Virol. 2010 Mar;84(6):2808-19. doi: 10.1128/JVI.02219-09. Epub 2010 Jan 13.