Interview mit Birga Dexel und Welt/Servus TV vom 19.9.2023
Welt/Servus TV: Warum klettern so viele Katzen überhaupt auf Bäume?
BD: Katzen sind sehr neugierig und lieben es hohe Orte zu erkunden. Im Baum haben sie guten und sicheren Rundumblick über ihr Revier. Wenn sie Vögel im Baum sehen ist ihre Jagdmotivation getriggert und sie klettern hoch, um ihre potentielle Beute zu fangen.
Welt/Servus TV: Wieso können Katzen so gut klettern?
BD: Katzen sind von Natur aus wahre Kletterkünstler und haben anders als viele Menschen auch keine Höhenangst. Ihre Krallen sind gebogen und so können sie diese wie Steigeisen beispielsweise in eine weiche Rinde hauen und sich mühelos nach oben bewegen.
Welt/Servus TV: Warum trauen sich Katzen wie erst kürzlich in Delmenhorst nicht alleine wieder runter zu klettern?
BD: Rauf geht eigentlich fast immer, aber runter kann ein Problem werden, wenn die Katzen zu hoch in den Baum geklettert sind und sie nicht mit einem Sprung auf den Boden gelangen können. Die Verletzungsgefahr solcher Unterfangen ist bei Katzen sehr hoch. Ihre Taktik Kopf über den Baum runter zu klettern ist auch aufgrund ihrer gebogenen Krallen nicht so einfach. Anders als Bären wissen Katzen nicht intuitiv, dass sie rückwärts runter klettern müssen, um sicher wieder am Boden anzukommen.
Welt/Servus TV: Kann man Katzen diese Fähigkeit antrainieren und wenn ja, wie?
Entweder schauen Katzen sich das von anderen Katzen ab, die sie beobachten beim runterklettern. Mein ehemaliger Straßenkater Mylo aus Zypern wusste von Anfang an, dass Bäume besser rückwärts runtergeklettert werden; meinem Thaikater Hamlet hingegen musste ich dieses Verhalten mit dem Clickertraining antrainieren. Dabei übt man zuerst an einem hohen Kratzbaum in der Wohnung. Gerne können wir Sie dabei unterstützen, ihrer Katze das rückwärts clickern beizubringen.
Welt/Servus TV: Wie sollte man reagieren, wenn man eine Katze im Baum entdeckt?
BD: Das oberste Gebot lautet Ruhe bewahren und nicht in Panik auszubrechen. Es ist wichtig der Katze Sicherheit zu geben und sich zuerst einen Überblick zu verschaffen, ob es für die Katze eine Möglichkeit gibt sich über einen Umweg über eine Seitenast zum Beispiel oder ein Hilfsmittel wie eine Leiter oder ein aufgestelltes Holzbrett den Weg nach unten zu bahnen. Man sollte die Katze dabei ermutigen, sich langsam nach unten zu bewegen.
Wenn alles nichts furchtet, dann sollte man sich Hilfe holen. Oft ist dies die örtliche Feuerwehr. Sie verfügt über spezialisierte Ausrüstung, darunter Leiterwagen, um in die Höhe zu gelangen. Bei Notrufen, in denen Tiere in gefährlichen Situationen, wie in Baumkronen, feststecken, kommt die Feuerwehr mit ihrem Leiterwagen vor Ort. Nach der Ankunft wird die Leiter ausgefahren, und erfahrene Feuerwehrleute versuchen das Tier behutsam zu erreichen, im besten Fall in einen speziellen Katzentransportkorb zu setzen und es sicher wieder auf den Boden zu bringen. Dieser lebensrettende Service ist jedoch kostenpflichtig und die Gebühren variieren je nach dem Umfang des Einsatzes.
Zuweilen können Tierhalter, die eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen haben, diese Kosten von ihrer Versicherung decken lassen. Es ist jedoch zu beachten, dass die Feuerwehr nur dann helfen kann, wenn sie mit ihrem Leiterwagen in die Nähe des Baumes gelangen kann.In Fällen, in denen die Feuerwehr aufgrund von Zugangsproblemen nicht eingesetzt werden kann, treten Baumkletterer in Aktion. Diese Fachleute sind nicht nur darauf spezialisiert, Bäume zu erklimmen, sondern sie sind auch in der Lage, Tiere zu retten, die in großen Höhen feststecken. Ihre Dienstleistungen sind oft mit ähnlichen Kosten wie die der Feuerwehr verbunden, aber sie bieten eine wichtige Alternative in schwer zugänglichen Gebieten.
Welt/Servus TV: Was raten Sie Katzenbesitzer*innen, die Angst um ihre Katze haben?
BD: Katzenhalter*innen, die Angst um ihre Freigängerkatzen haben rate ich mit dem Clickertraining überlebenswichtige Aufgaben mit den Katzen vorab zu trainieren, wie auf ein Signal zu antworten und zu kommen, sich rückwärts den Baum hinunterzubewegen und vieles mehr. Gerne unterstützen wir Sie dabei tatkräftig im Cat Institute.
