Wenn Katzen politisch werden: Vom Haustier zum Wahlkampfsymbol
Katzen als politische Wahlkampfvehikel
Katzenfotos und Memes sind längst nicht mehr nur harmloser Zeitvertreib im Internet. Ob Unternehmen, Influencer oder Politiker – alle nutzen mittlerweile die Anziehung der felinen Schönheiten, um Aufmerksamkeit zu erregen. In den meisten Fällen haben ihre Anliegen aber nichts mit Samtpfoten zu tun haben. Und im aktuellen US-Wahlkampf wird die Katze zunehmend politisch instrumentalisiert.
Politikerinnen und Wählerinnen werden von Republikanern als kinderlose Katzenfrauen (childless cat ladies) verunglimpft; Migranten aus Haiti sollen laut Trump & Co in Ohio Katzen und Hunde essen und der Popstar Taylor Swift gibt ihre Unterstützung für Kamala Harris mit ihrem Ragdoll Kater Benjamin Button auf dem Arm haltend in einem Instapost bekannt. Swift unterschrieb ihren Post süffisant mit "Childless Cat Lady."
Vance und die „Childless Cat Ladies“
Der Ursprung dieses „katzenpolitischen“ Trends liegt in einer Bemerkung von JD Vance im Jahr 2021, lange bevor er als Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner ins Rennen ging. Damals hatte er unter anderen Kamala Harris und die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez als unglückliche, kinderlose Katzenfrauen „Childless Cat Ladies“ verunglimpft, die dem Land schaden würden. Vance nutzte den negativen Stereotyp der Cat Lady, um eine ganze Wählergruppe herabzuwürdigen, um so Unterstützung für die Republikaner zu mobilisieren.
Doch statt der erhofften Mobilisierung brachte diese Aussage massive Gegenreaktionen,
Das demokratische Wahlkampteam um Harris verbreitete Vances krude Thesen und wie erwartet ging der Schuss für ihn nach hinten los: Widerstand formierte sich im gesamten Land, auch bei republikanischen Wählern. Laut Recherchen des britischen Guardians betrachten jeweils ein Drittel der Katzenhalter aus beiden politischen Lager ihre Samtpfoten als das wichtigste Mitglied ihrer Familie.
Cat Daddys
Kamala Harris mag zwar Katzen, lebt aber (noch) ohne eine mit ihrem Mann und Stiefkindern, aber ihr Running Mate Tim Walz ist ein echter Cat Daddy. Zu seiner Familie gehört die rot-weiß-getigerte American Shorthair Tierschutzkätzin Honey. Honey wurde von der Famile Walz adoptiert, nachdem ihr Kater Afton schon seit Monaten verschwunden und nicht wieder aufgetaucht war wie auf dem Instagram Account von Walz zu lesen war. Der zum Zeitpunkt seines Verschwindens siebenjährige kater Afton Walz war früher ein Streuner und wurde aus dem Tierheim der Blue Earth Nicollet County Humane Society in Mankato adoptiert. Er war dafür bekannt, Nachmittags auf Erkundungstour zu gehen und dabei häufig als Überraschungsgast auf Hochzeiten in der Nähe aufzutauchen.
Auch der demokratische Senator Cory Booker für New Jersey bezeichnet sich selber als kinderlose Katzenperson.
Die „Cat Ladies For Kamala“
Als eine weitere Reaktion auf die republikanischen Attacken wurden die „Cat Ladies For Kamala“ gegründet, die politischen Aktivismus und Katzenliebe verbinden und nun aktiv für die demokratische Kandidatin werben. Auf ihrer Webseite heißt es dazu: Unsere Mission ist es, unseren Beitrag zu leisten, um Kamala Harris als nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten zu wählen – und damit eine neue Ära der Hoffnung und Freiheit einzuläuten, in der jeder Tag sich anfühlt wie ein „Cat-urday“! Während wir uns kratzend und kämpfend dem politischen Wandel nähern, feiern wir unsere Liebe zu Katzen und die verbindende Kraft von Frauen aus allen Lebensbereichen und Hintergründen. Cat Ladies, vereinigt euch! Ihr habt nichts zu verlieren außer euren Leinen!
Katzen in der Fernsehdebatte
Als die TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump am 10. September 2024 stattfand, waren Katzenfans im Katzencafé „El Jefe“ in Tucson, Arizona, versammelt, um Harris zu unterstützen. Während der Debatte behauptete Trump, dass Migranten aus Haiti in Springfield, Ohio, Haustiere, darunter Katze, gezielt töten und essen würden.
KI-generierte Katzenbilder und politische Propaganda
Diese haltlose Behauptung war von Parteikollegen wie JD Vance bereits vorab verbreitet worden. Obwohl lokale Behörden die Geschichte als falsch entlarvten, verbreitete der texanische Senator Ted Cruz ein KI-Bild von zwei Katzen, die ängstlich und eng umschlungen mit großen Pupillen in die Kamera starren. Dazu heißt es:„Bitte wählt Trump, damit uns haitanische Migranten nicht auffressen.“ Elon Musk, der seine Liebe zu Trump kürzlich entdeckt hat, postete auf seiner eigenen Social Media Plattform X, ehemals Twitter, ein Bild von einem Küken und einem Kitten mit dem Kommentar und einem traurigen Emoji: „Rettet sie.“
Der Einsatz von KI-generierten Bildern, die Trump mit Katzen in surrealen Szenarien darstellen, nahm nach diesen Debatten weiter zu. Trump soll keine Tiere mögen, was ihn aber nicht davon abhält KI generierte Kampagnenkatzenbilder zu veröffentlichen. Auf einem solchen Bild ist eine Katze mit einem Maschinengewehr und einer MAGA-Kappe („Make America Great Again“ ) zu sehen. Auf einem anderen sitzt er in seinem Flieger gefüllt mit Katzen und Enten. Im Vordergrund ist eine weiße Maine Coon Katze auf seinem Schoß zu sehen, während Trump grimmig in die Kamera schaut. Als Teil einer Marketingkampagne griff die Republikanische Partei von Arizona diese falschen Erzählungen auf und schaltete ein Werbeplakat mit dem Slogan: „Esst weniger Kätzchen – Wählt Republikaner.“ Laut „USA Today“ verurteilte ein Sprecher des Weißen Hauses die Werbung als falsch und rassistisch. Selbst das deutsche Auswärtige Amt postete auf X: PS: "Wir essen keine Katzen und Hunde", als Abschlußsatz unter einen Post zu Trumps Falschaussagen zur Energiepolitik.
Tiere gehören nicht in den Wahlkampf
Der aktuelle US-Wahlkampf zeigt auf groteske Weise, wie weit Politiker und Parteien bereit sind zu gehen, um Stimmen zu gewinnen. Katzen werden als Köder benutzt, um sich Wählern anzubiedern, Furcht zu schüren und emotionale Reaktionen hervorzurufen. Doch Katzen und andere Haustiere sollten nicht als Werkzeuge in politischen Debatten missbraucht werden.
Falsche Darstellung von Katzen wird verstärkt
Katzen sind nicht nur beliebte Haustiere, sondern werden auch sehr oft falsch dargestellt und folglich verstanden. Die politische Instrumentalisierung verstärkt diesen Trend. Katzen brauchen Menschen, die sich ehrlich für ihre artgemäßen Bedürfnisse einsetzen und dazu beitragen das Katzen die Aufmerksamkeit, Respekt und Liebe bekommen, die sie verdienen.
Es bleibt zu hoffen, dass die öffentliche Debatte künftig wieder auf das Wohl von Mensch und Tier fokussiert – und nicht auf absurde Behauptungen und Klischees, die nur dazu dienen, politische Gegner zu diskreditieren. Katzen verdienen es, als das gesehen zu werden, was sie sind: Freund und geliebte Familienmitglieder, fernab jeder politischen Manipulation.