Weltkatzentag 2024: Neue Erkenntnisse: Katzen zeigen mehr soziale Verhaltensweisen als angenommen

Weltkatzentag 2024: Neue Erkenntnisse: Katzen zeigen mehr soziale Verhaltensweisen als angenommen

Katzen sind keine unsozialen Tiere

birgadexelDer Weltkatzentag, der jedes Jahr am 8. August gefeiert wird, ist eine besondere Gelegenheit, um mehr über unsere einzigartigen und wunderbaren felinen Freunde zu lernen.

Eine gerade veröffentlichte US-amerikanische Studie zeigt erneut, dass Katzen eben nicht die unsozialen Tiere sind, als die sie oft dargestellt werden. Katzen gelten fälschlicherweise mitunter als distanziert, unabhängig und wankelmütig in ihrem Bindungsverhalten. 

Katzen trauern um verstorbene Artgenossen und auch um Familienhunde

Was schon viele Katzenmenschen beobachtet haben und auch wir aus eigener Anschauung kennen ist, dass auch Katzen nach dem Tod von Familienmitgliedern trauern. Nicht nur um ihre Menschen, sondern auch um Mitkatzen und Hunde. Die nun veröffentlichten Forschungsergebnisse der Oakland University zeigen, dass sie nach dem Tod eines anderen Haustiers im selben Haushalt trauern. In der Studie wurden mehr als 450 Katzenhalter, die kürzlich ein anderes Haustier – entweder eine Katze oder einen Hund – verloren hatten, nach dem Verhalten der überlebenden Katze befragt. In etwa zwei Dritteln der Fälle war das verstorbene Haustier eine Mitkatze, in den restlichen Fällen ein Hund. 

Katzen trauern wie Menschen 

Laut den Autorinnen Brittany Green und Jennifer Vonk gleiche das gezeigte feline Trauerverhalten menschlichem Verhalten. Auch bei Hunden war eine italienische Studie zwei Jahre früher zu derselben Einschätzung gekommen. Dies deute darauf hin, dass das psychologische Erleben von Verlust möglicherweise universell sei und auch nicht-menschliche Tiere trauern.

Verändertes Katzenverhalten bei Trauer

Die betroffenen Katzen zeigten umso stärkeres Trauerverhalten, je länger sie mit ihrem Gefährten zusammenlebten. Das Miterleben des Todes und die Anzahl der Haustiere im Haushalt hatten jedoch keinen Einfluss.
In einigen der Fälle zeigten die Katzen Schlafprobleme, verweigerten ihr Futter, versteckten sich mehr und verbrachten damit mehr Zeit allein oder vokalisierten vermehrt. Andere wiederum suchten vermehrt die Nähe ihrer Besitzer, schienen nach ihren verlorenen Gefährten zu suchen oder verloren das Interesse an ihren Lieblingsspielen, berichteten die Halter den Wissenschaftlerinnen. Diese Berichte ähneln den Erlebnissen, die uns regelmässig Kunden, Seminarteilnehmenden und unseren Studierenden seit Jahrzehnten schildern.

Unser Tipp: Ein Online-Video Vortrag mit Birga Dexel bietet wertvolle Einblicke, wie man Katzen im Umgang mit Trauer und Verlust verstehen und unterstützen kann. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Studie zeigt, dass Katzen, die eine enge Beziehung zu ihrem verstorbenen Gefährten hatten und viel Zeit mit gemeinsamen täglichen Aktivitäten verbrachten, intensivere Anzeichen von Trauer und erhöhte Ängstlichkeit zeigten.
Auch die Intensität der Trauer beim Menschen über den Verlust des verstorbenen Tieres scheint einen Einfluß auf das Verhalten der überlebenden Katze zu haben. Halter, die stärkere und längere Trauerphasen erlebten, berichteten auch häufiger von einer Zunahme des Schlafens, Alleinseins und Versteckens ihrer überlebenden Katzen.

Dies zeigt noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, auch in der eigenen Trauerarbeit sich um die überlebenden Tiere zu kümmern. Möglichst schnell eine neue Katze zu adoptieren ist dabei aber nicht der Weg, sondern kann das Gegenteil bewirken.

Tipp: Mit dem Thema, ob und wann eine gute Zeit ist, der hinterbliebenen Katze wieder einen Gefährten an die Seite zu stellen, haben wir uns intensiv in unserem Buch „Mehrere Katzen halten“ beschäftigt. 

Vergleich Trauerverhalten bei Katzen und bei Hunden

Die Katzen zeigten ähnliche Verhaltensänderungen wie Hunde in früheren Studien. Wie wir im Cat Institute immer wieder beobachten konnten, beeinflusst die Qualität der Beziehung zwischen Tierindividuen bei beiden Spezies, ob Trauerverhalten auftritt. Je enger die Bindung, desto stärker trauern sowohl Hunde als auch Katzen. 
Zudem trauerten Katzen intensiver je länger sie harmonisch mit dem Tierfreund zusammengelebt hatten. Anders als bei Katzen hingegen beeinflusste ein sehr langes Zusammenleben die Dauer des Zusammenlebens bei Hunden das Verhalten der überlebenden Tiere nicht.  

Wichtige Anzeichen von Trauer bei Hunden

Eine Studie um Dr. Federica Pirrone aus dem Jahr 2022 untersuchte ähnlich wie die US-amerikanische Katzenstudie, ob Hunde nach dem Tod eines Artgenossen Verhaltens- und emotionale Veränderungen zeigen. Die Hundehalter wurden zu ihrem eigenen Trauerlevel, dem Verhalten ihres überlebenden Hundes sowie zur früheren Beziehung zwischen ihren Haustieren befragt. Die überwiegende Mehrheit (86 Prozent) der Halter berichtete von negativen Veränderungen im Verhalten des überlebenden Hundes, wobei 32 Prozent angaben, dass die Veränderungen zwei bis sechs Monate andauerten, und 25 Prozent sagten, dass sie noch länger anhielten.

Dabei zeigten die Hunde folgende Trauerzeichen, die auch bei trauernden Katzen auftreten können:  Suche nach mehr Aufmerksamkeit (67%); weniger Spielverhalten (57%); weniger Aktivität (46%); mehr Ängstlichkeit (35%); mehr Schlaf (35%); weniger Fressen (32%) sowie vermehrtes Vokalisieren wie Bellen und Jaulen (30%). 

Exkurs Trauer bei verschiedenen Tieren

Trauerverhalten bei Tieren ist zwar ein bekanntes, aber immer noch nicht gut untersuchtes Phänomen im Tierreich. Trauerverhalten wurde unter anderem bei vielen verschiedenen Primatenarten, Elefanten, Delphinen, Schwarzschnabel-Elstern, Dohlen, westliche Buschhäher untersucht.

Verhaltensweisen wie Rückzug, Apathie, Ablehnung, Feindseligkeit, Lethargie und Versuchen, das verlorene Individuum wiederzufinden wurden dokumentiert. Elefanten, Rabenvögel wie Dohlen, Delfine und Schimpansen zeigen beispielsweise komplexe Verhaltensweisen wie das Bewachen des Körpers eines verstorbenen Gefährten.

Menschen wie Tiere betrauern den Verlust von Weggefährten; es ist unsere Aufgabe als liebende Katzenmenschen ihnen in einem solchen Fall mit viel Herz, Geduld und achtsamer Aufmerksamkeit für ihre kätzischen und individuellen Bedürfnisse zur Seite zu stehen. Wir stehen ihnen beratend zur Verfügung, sollten Sie Hilfe brauchen, wie sie ihre Katze in einer solchen Phase am besten unterstützen. 

Quellen:

Dexel, Birga (2016): Mehrere Katzen halten. Mein Wissen aus der Katzenpraxis. Stuttgart

Dexel, Birga (2022): Trauer bei Katzen. Katzen im Umgang mit Trauer und Verlust verstehen und unterstützen. Video-on-Demand.

Green, Brittany and Jennifer Vonk (2024): Is companion animal loss cat-astrophic? Responses of domestic cats to the loss of another companion animal. In: Applied Animal Behaviour Science. 

Uccheddu, Stefania ; Ronconi, Lucia; Albertini, Mariangela; Coren, Stanley;  Da Graça Pereira, Gonçalo;  De Cataldo, Loriana; Haverbeke, Anouck; Mills, Daniel Simon; Pierantoni, Ludovica; Riemer, Stefanie;  Testoni, Ines & Federica Pirrone (24.2.2022): Domestic dogs (Canis familiaris) grieve over the loss of a conspecific. In: Scientific Reports volume 12, Article number: 1920 (2022)