Vergiftungen von Katze und Hund durch Pestizide & Co

Die medizinische Versorgung unserer Katzen und Hunde ist in den letzten Jahrzehnten immer besser geworden. Die Ausstattungen in Tierarztpraxen und Tierkliniken steht denen in Krankenhäusern und humanen Arztpraxen in der westlichen Welt nahezu in nichts mehr nach.
So werden unsere Vierbeiner bei guter Versorgung, artgerechter Fütterung und Haltung immer älter. Das enge Zusammenleben mit dem Menschen birgt für Katzen und Hunde neben einer sichergestellten, regelmäßigen Ernährung, allen Annehmlichkeiten eines sicheren Zuhauses sowie einer tierärztlichen Versorgung, aber auch Risiken.

Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen, dass nahezu alle Vergiftungen von Katze und Hund auf sogenannte antropogene - also menschlich erschaffene oder von dem Menschen in den Lebensraum von Katze und Hund verbrachten Toxine - ausgehen.
Hier sind Halter von Katzen, Hunden und anderen Kleintieren in der besonderen Verantwortung.
Nicht wenige Vergiftungsfälle gehen auf ein unzureichendes Wissen über die Gefahr von Stoffen zurück, die uns im alltäglichen Leben umgeben, die aber eine immense Gefahr für unsere vierbeinigen Familienmitglieder darstellen können

Neben Giftstoffen in menschlichen Lebensmitteln- und Genussmitteln, Arzneimitteln und Kosmetika, sind unsere Katzen im Zusammenhang mit Pflanzen und Pflanzenschutz in unseren Wohnungen, auf unseren Balkone und Terrassen, in unsere Gärten und in der freien Landschaft ausgesetzt. Für diese potentiellen Gefahren soll dieser Blogbeitrag sensibilisieren.

Pestizide: zweithäufigste Vergiftungsursache bei Katzen

Pestizide ist der Überbegriff für Herbizide (sogenannten Unkrautvernichtern), Insektiziden, Fungiziden (Pilzvernichtern), Molluskizide (Schneckenvernichter) und Rodentizide (Mittel gegen Nagetiere). Pestizide sind chemisch-synthetische Stoffe und Stoffkombinationen. Eine Aufnahme dieser Stoffe führt zu den typische Vergiftungssymptomen des Magen-Darmtraktes und des Zentralen Nervensystems. Organversagen und Organschäden sowie Nerven- und Hirnschädigungen sind Folgen der Vergiftung mit Pestiziden. Die Angabe der Hersteller, dass nur „Schädlinge“ und keine „Nützlinge“ von der Wirkung der Inhaltsstoffe betroffen sind, ist schlichtweg irreführend und falsch.

Pestizide stellen bei Hunden die häufigste Ursache für Vergiftungen, bei Katzen die zweithäufigste Ursache dar. Unterschieden wird zwischen akuten Vergiftungen und chronischen Vergiftungen durch die Aufnahme kleinerer Mengen an Toxinen über einen längeren Zeitraum.

Katzen schlecken sich die Giftstoffe vom Fell

Katzen nehmen - anders als Hunde - die meisten Toxine über das Fell auf. Das heißt sie kommen beim Herumlaufen mit dem Fell an kontaminierten Gegenständen vorbei, die dort haftenden Toxine bleiben in ihrem Haarkleid oder an ihrem Fell hängen und werden von den Katzen bei der anschließenden Fellpflege durch Lecken und Knabbern oral aufgenommen. Seltener ist die Aufnahme der Giftstoffe direkt über die Haut.

Mit dem Kauf von konventionell gezogenen Pflanzen, auch wenn diese in Art und Sorte ungiftig sind, werden eine Vielzahl von Giftstoffen in unsere Wohnungen und Gärten verbracht. Die Giftstoffe haften dabei an den Blättern, so die Pflanzen gespritzt wurden, und werden beim Gießen der Pflanze aus den kontaminierten Pflanzerden ausgewaschen.
Stehendes Wasser in Übertöpfen und auf Untersetzern stellt hier eine ernstzunehmende Gefahr für unsere Katzen und Hunde dar. Besonders Katzen sind dafür bekannt, dass sie gerne Wasser aus Pflanzuntersetzern trinken.

Toxine auf Balkon, Terrasse, im Garten und der freien Landschaft

Pestizide werden darüber hinaus breit eingesetzt in Gärten, Parkanlagen, Straßenbegleitgrün und der konventionellen Landwirtschaft und stellen eine ständige Gefahr für unsere Freigängerkatzen und Hunde, für Insekten, Vögel und andere Wildtiere dar. Zudem verunreinigen sie die Gewässer, indem sie aus den Böden ins Schichten- und Grundwasser ausgespült werden. Menschen sind deswegen ebenso durch die Aufnahme von Pestiziden gesundheitlich gefährdet. Dies betrifft vor allem die Menschen, die diese Stoffe einsetzen ebenso wie alle Menschen, deren Umgebung, deren Trinkwasser und deren Lebensmittel mit diesen Mitteln verunreinigt sind.

Die Belastung durch Pestizide im Außenraum ist ohnehin hoch. Derartige Stoffe dürfen in den Lebensräumen unserer Haustiere auf keinen Fall eingesetzt werden.

Düngemittel

Herkömmliche Düngemittel sind Dünger mit anorganischen Makronährstoffen - Stickstoff, Phosphor und Kalium - sowie organische Düngemittel. Hochdosiert sind Stickstoff, Kalium und Phosphor toxisch für Katzen und Hunde - sowie andere Haus- und Wildtiere. Blaukorn oder anorganische Flüssigdünger dürfen in Haushalten mit Tieren nicht zum Einsatz kommen.

Keine Hornspäne zum Düngen verwenden

Als organische Dünger werden nach wie vor hauptsächlich Hornspäne verwandt. Diese üben vor allem auf Hunde eine anziehende Wirkung aus und werden gerne oral aufgenommen.

Die Katze wiederum kommt beim Graben in der Pflanzerde - beispielsweise zum Buddeln eines Loches für ihre Hinterlassenschaften - durchaus auch mit diesen Hornspänen in Berührung. Hornspäne werden aus den Krallen und Klauen von Tieren der konventionellen Landwirtschaft hergestellt und sind mit allem kontaminiert, dem Tiere in diesen tierquälerischen Haltungsformen ausgesetzt sind. Antibiotika und andere Arzneimittel sind nur ein Teil der Inhaltsstoffe von Hornspänen.

Pflanzen als potentielle Gefahrenquellen

Von giftigen Garten-, Balkon- und Zimmerpflanzen in unseren Wohnungen gehen für Katzen, Hunde und kleine Kinder eine große Gefahr aus. Es herrscht viel Unkenntnis und Fehlinformation seitens der Tierhalter, der anbietenden Händler, aber auch auf einschlägigen Ratgeberseiten im Internet.

Viele Tierhalter verzichten deshalb auf Pflanzen in der Wohnung, um auf „Nummer sicher“ zu gehen.
Die Haltung von Katzen und Hunden in völlig unbegrünten Wohnungen ist aber aus vielerlei Hinsicht nicht gesund. Die Psyche der Tiere leidet ebenso wie die der Menschen unter dem nicht Vorhandensein von natürlichem Grün. Die sauerstoffanreichende und luftreinigende Wirkung von Pflanzen entfällt bei ohnehin schlechter Luftqualität in unseren Städten und kahle Räume hallen unangenehm in den empfindlichen Ohren unserer Vierbeiner.
Daher beraten und bilden wir im Hinblick auf ungiftige Zimmerpflanzen und deren Einsatzmöglichkeiten, sowie der Bedeutung der biologischen Herkunft und Düngung der Pflanzen und die Achtsamkeit im Hinblick auf umweltschonende und nicht kontaminierte Pflanzerden.

Pestizide und herkömmliche Düngemittel sollten auf unseren Balkonen, in unseren Gärten und auf Terrassen nicht nur nicht zum Einsatz kommen. Schon das Lagern derartiger Stoffe, sei es als Altbestände in hinteren Schuppenwinkeln, in der Garage oder im Keller, kann zu einer ernsthaften Gefahr für unsere Katzen werden.

"Curiosity killed the Cat"

Dieses Sprichwort ist leider für etliche Samtpfoten zur bitteren Realität geworden. Katzen sind von Natur aus neugierig und erkunden jeden Winkel ihres Revier. So klettern sie durch ein offenes Fenster in einen Schuppen, einen Keller oder eine Garage und kommen unter Umständen dort nicht mehr heraus, wenn ihnen der Weg in die Freiheit durch eine verschlossene Türe verwehrt ist. Wenn sich an diesen Orten auch noch giftige Substanzen befinden und die Katze in ihrer ot an den Giftstoffbehältern leckt ist die Katastrophe absehbar.

Andere Toxinquellen

Gleiches gilt für Frostschutzmittel, die in vielen Garagen stehen. Sie schmecken sehr süß und sind für Hunde damit sehr anziehend. Katzen besitzen keine Geschmacksrezeptoren für „süß“. Trotzdem sind Vergiftungen mit Frostschutzmitteln leider bei Katzen nicht selten. Akutes Nierenversagen, das nicht reversibel ist, führt nach der Aufnahme von Frostschutzmitteln auch bei Katzen häufig zum Tod.

TIPP: Für Katzen und Hunde giftige Substanzen wie Pesitizide und Düngemittel nicht verwenden. Stattdessen für Tiere ungiftige biologische Alternativen verwenden.

Altbestände & Frotsschutzmittel vor Katzen sicher in einem Schrank verschließen.

Quellen

Tierärzliche Hochschule Hannover, Svenja Allkämpfer (2019): Dissertation - Häufigkeit, Art und Verlauf von Vergiftungen in tierärztlichen Praxen - eine Sentinelstudie. Tierärztliche Hochschule Hannover.

Agrarallianz, Alliance Agraire, Hansjürg Jäger: Positionspapier Pestizide. https://www.agrarallianz.ch/thema/pestizide/#Pestizid_Definition. Abruf 17.1.2022

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) –
Friends of the Earth Germany: Risiken und Nebenwirkungen inbegriffen - Wirkstoffe von Pestiziden. https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/wirkstoffe-von-pestiziden/. Abruf 17.1.2022

Wissen Hund: Pestizide - Achtung Gift. https://wissen-hund.de/pestizide-achtung-gift/. Abruf 17.1.2022