Überlegungen zum internationalen Kaffeetag: Katzen & Kaffee

Am 1.Oktober wird zum fünfzehnten Mal der internationale Tag des Kaffees (International Coffee Day) gefeiert. Auch im deutschsprachigen Raum ist Kaffee extrem beliebt - in Deutschland gar das beliebteste Getränk. So trinkt jeder Bundesbürger laut Deutschem Kaffeeverband durchschnittlich 166 Liter Kaffee jährlich.

In vielen der Millionen von Katzenhaushalten begleitet Kaffee vom frühen Morgen an die Katzenhalter durch den Tag. Anlass genug, um das Thema Kaffee und Katzen einmal eingehend zu betrachten.

Kaffeegeruch ist für Katzen nicht ansprechend

Viele Menschen lieben den Duft von frisch gebrühtem Kaffee; auf Katzen hat dieser Geruch normalerweise keine ansprechende Wirkung. Wir selbst sind keine ausgewiesene Kaffee-, sondern passionierte Teetrinker, haben für unseren Blogartikel „zum Dienste der Wissenschaft“ heute Morgen aber gerne eine Ausnahme gemacht und eine Tasse Kaffee aufgebrüht. Unser Thaikater Hamlet, vielen mittlerweile bekannt aus der Katzenkita, war neugierig wie immer bei dem Fotoshooting dabei, näherte sich dem intensiv aber unbekannt riechendem Objekt, der Kaffeetasse, vorsichtig, schnupperte und drehte gleich wieder ab. Ihm war der Geruch anscheinend zu intensiv und unangenehm. Am meisten Interesse zeigte noch Kater Mylo, er kam sofort angerannt, als der Kaffeegeruch durch die Küche strömte. Mylo hat seine ersten Lebensmonate in einem Hotelkomplex in Zypern verbracht und wurde von Schweizer Tierschützern nach Schließung des Hotels zum Saisonende vor dem Verhungern bewahrt. Vermutlich assoziierte er den Kaffeegeruch mit der Anwesenheit von Touristen, Büfett und somit mit dem potentiellen Zugang zu Futter!

Die Milch machts

Schwarzer Kaffee oder Espresso schmeckt bitter und ist damit für Katzen in der Regel uninteressant, auch wenn es immer wieder vereinzelte Berichte von Katzenhaltern gibt, die davon berichten, dass ihre Katzen versuchen, Kaffee aus der Tasse zu trinken und teilweise sogar den Kaffeesatz fressen. Aber viele Menschen verfeinern ihren Kaffee mit Milch, Kaffeesahne oder fetter Sahne; allesamt stark aromatische Zutaten, deren Geschmack viele Katzenzungen außerordentliche schätzen. Besonders begehrt bei Katzen ist ein Sahnehäubchen, erwärmte oder aufgeschäumte Milch wie sie bei einem Milchkaffee, Cappuccino oder einer Latte Macchiato verwendet wird. Katzen lieben es, die geschlagene Sahne oder die aufgeschäumte Milch abzuschlecken oder auch die Tasse umzuschütten und die Flüssigkeit dann vom Boden oder Tisch „aufzuschlürfen“. Stehen Kaffeetassen mit dem begehrten „weißen Gold“ in der Wohnung herum, so kann es durchaus vorkommen, dass sich Katzen wie beispielsweise der rote EKH-Kater Cayenne auch selbständig am Frühstückskaffee bedienen. Cayenne, einigen vielleicht noch aus aus unserer Fernsehformat „Katzenjammer“ bekannt, war ein regelrechter Haushaltstyrann und dort – wenn es um mögliche Futterquellen ging – nur schwer zu bändigen. Voller Ungeduld schlug er sogar seiner verunsicherten Halterin die Futterschale aus der Hand, durchpflügte den Haushaltsmüll nach Fressbarem und steckte regelmäßig die Katzenpfote in die aufgeschäumte Milch und schleckte sich genüsslich den Kaffee-Milchschaum-Mix von der Pfote.

Milch wird von vielen Katzen nicht vertragen und führt oft zu Durchfall und ist somit kein geeignetes Getränk für Katzen. Im Handel gibt es doch seit einiger Zeit laktosefreie Katzenmilch.

 

Tipp:  Mit Milch & Kaffee gefüllte Tassen sollten immer außer Reichweite von Katzen stehen

Kaffee macht müde Menschen munter – Katzen brauchen diesen Effekt nicht

Der aufputschende Effekt des Kaffees wird durch das Koffein ausgelöst. Eine Kaffeebohne enthält je nach Sorte, Röstung und Zubereitungsart 1 bis 2 % Coffein. Sowohl Coffein als auch Theobromin gehören biochemisch zu den Methylxantinen, einer Substanzklasse der Alkaloide. Menschen werden durch Kaffeegenuss (ausgelöst durch die Wirkung der Methylxanthine auf das das zentrale Nervensystem, Herz und Nieren) psychomotorisch stimuliert: d.h. der Mensch fühlt sich wach, die Konzentration und der Bewegungsdrang nehmen zu. Kaffee macht müde Menschen munter, unsere Samtpfoten brauchen den Energiekick am Morgen nicht; ganz im Gegenteil: in vielen Haushalten sind die kätzischen Familienmitglieder schon vor dem Wecker wach, nicht immer zur Freude Ihrer Halter.

Dürfen Katzen Kaffee trinken?

Die Antwort ist eindeutig NEIN, denn Kaffee enthält schädliches Coffein und Theobromin

Kaffee enthält u.a. zwei gefährliche Stoffe für Katzen: einen hohen Anteil an Coffein, sowie einen geringen Anteil an Theobromin. Theobromin ist vor allem in dunkler Schokolade zu finden. Theobromin ist in dunklen Schokoladen- und Kakaoprodukten in höheren Mengen enthalten als Coffein, während Kaffee mehr Coffein enthält. Coffein in reiner Form ist ein weißes kristallines Pulver, das bitter schmeckt.

Koffein kann für Katzen und Hunde tödlich sein

Katzen und Hunde reagieren sensibler auf Koffein als Menschen. Coffein ist schädlich für Katzen (auch für Hunde) und kann sogar tödlich wirken: schon eine Dosis von 80 mg Coffein pro Kilogramm Körpergewicht kann für eine Katze tödlich sein (Hunde 110 mg pro Kilogramm an Körpergewicht). Laut dem Ärzteblatt kann man ungefähr von 100 mg Coffein in einer Tasse (125 ml) ausgehen. Zum Vergleich: Die letale (tödliche) Koffeindosis wird für den erwachsenen Menschen mit 5 bis 10 g angegeben. Dies kommt geschätzt der Menge an Koffein in 50 bis 100 Tassen Kaffee gleich.

Coffein ist auch in anderen Produkten enthalten

Coffein ist auch enthalten in schwarzem und grünem Tee, Schokolade, Cola, Eis mit Kaffeegeschmack, Energy Drinks sowie die seit kurzem erhältlichen Koffeinwasser wie das aus der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ bekannte „Flowkiss“-Coffeingetränk. Bei allen Lebensmitteln und Getränken, die den Zusatz „Energy“ tragen, sollte der verantwortungsvolle Katzen- und Hundehalter aufmerksam die Zutatenliste studieren.

Süßigkeiten: Jede Nascherei mit Schokolade enthält die hier beschriebenen und für Katzen gefährlichen Stoffe. Dazu gehören natürlich auch Schokokekse, Schokostreusel und mit Schokolade überzogenen Kaffeebohnen, die folglich die doppelte Gefahr für Katzen und Hunde in sich bergen. Was viele nicht wissen: Coffein findet sich auch in einigen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. Hier finden Sie weitere Informationen zu giftigen Substanzen für Katzen.

 

Tipp:  Alle Lebensmittel, Getränke sowie Nahrungsergänzungsmittel und Medikament, die Coffein und Theobromin enthalten können, bitte immer unzugänglich für Katzen und Hunde aufbewahren.

Mögliche Reaktionen auf Koffein bei Katzen und Hunden:

  • Hyperaktivität, Unruhe, Auf- und Ablaufen
  • Hypervokalisation
  • Schwäche
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • erhöhte Herzschlagrate & abnormaler Herzrhythmus
  • beschleunigte Atmung
  • erhöhter Blutdruck
  • Zittern
  • erhöhte Körpertemperatur
  • Krämpfe

 

Bei Verdacht auf eine Coffeinintoxikation oder sonstige Vergiftung kontaktieren Sie umgehend einen Tierarzt und sichern Sie die von ihrem Tier aufgenommenen Substanzen.

 

Haftungsausschluss: Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Tierärzte angesehen werden. Die Inhalte und Informationen können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Exkurs: Katzenkaffee aus dem Kot von Schleichkatzen: „Kopi Luwak“

Die extrem teure Kaffeesorte „Kopi Luwak“, die ursprünglich aus halb verdauten Kaffeebohnen in den Exkrementen von wildlebenden asiatischen Schleichkatzen hergestellt wurde, wird umgangssprachlich auch als „Katzenkaffee“ bezeichnet. Eine Tasse „Kopi Luwak“ kann in den USA laut der National Geographic bis zu 80 Dollar kosten. Von den gefressenen Kaffeefrüchten kann die Schleichkatze aber nur das Fruchtfleisch verdauen, die Bohnen werden wieder ausgeschieden. Im Darm der Tiere werden die Kaffeekirschen durch Enzyme fermentiert, welche die Geschmackseigenschaften verändert. Die Bohnen werden nachdem sie aus den Exkrementen herausgesucht wurden, gewaschen und geröstet. Schon im 19. Jahrhundert wurde der Kaffee aus dem Kot der Schleichkatzen von Einheimischen gesammelt, um daraus ein Getränk herzustellen. Schleichkatzen suchen wie Katzen immer wieder an der gleichen Stelle ihr „Katzenklo“ auf, so dass es nicht zu schwierig war, die Exkremente wildlebender Schleichkatzen zu lokalisieren und nach den begehrten vorverdauten Kaffeekirschen zu untersuchen.  Schon der berühmte Zoologe Alfred Brehm beschrieb „Kopi Luwak“ in seinem berühmten Brehms Tierleben. Schleichkatzen gehören zwar zur Überfamilie der Katzenartigen, aber nicht zur Familie der Katzen, sondern zur Familie der Schleichkatzen mit vielen Unterarten.

Katzenkaffee ist Tierquälerei

Heute wird der „Katzenkaffee“ aufgrund der gestiegenen weltweiten Nachfrage und der hohen Gewinne häufig in tierquälerischer Haltung in Asien in Käfigbatterien produziert. Wissenschaftler der „Wildlife Conservation Research Unit“ von der „University of Oxford“, die die Haltungsbedingungen in den Kaffeefarmen untersuchten, sahen Fleckenmusangs, die in winzigen Gitterkäfigen in ihrem eigenen Urin und Fäkalien vegetierend, nur noch mit Kaffeebohnen gefüttert wurden und Verhaltensprobleme durch das ganze Koffein zeigten.

Wie sieht es denn um die Koffeinsensibilität bei Schleichkatzen aus?

In der freien Natur suchen sich Schleichkatzen ganz gezielt nur wenige die Kaffeebohnen aus, die sie fressen. Unter Käfighaltung werden sie zwangsernährt mit einer täglichen Überdosis an Koffein und zeigen Verhaltensauffälligkeiten.

Unser Appell: Kaufen Sie bitte keinen „Kopi Luwak“

Bitte kaufen sie keinen „Kopi Luwak“- Kaffee und unterstützen damit die tierquälerische Haltung von Schleichkatzen, auch wenn dieser aus Wildsammlung deklariert ist. Es gibt bis dato keine Möglichkeit herauszufinden, ob eine Packung „Kopi Luwak“ aus dem Kot wildlebender oder im Käfig gehaltener Schleichkatzen gewonnen wurde.

 

Quellen

Bale, Rachel (25.7.2018): Das Leid hinter dem teuersten Luxus-Kaffee der Welt. In: National Geografic. https://www.nationalgeographic.de/tiere/2018/07/das-leid-hinter-dem-teuersten-luxus-kaffee-der-welt

Buzhardt, Lynn, DVM: Caffeine Toxicity in Pets. VCA Hospitals.

Dexel, Birga (2016): Giftiges  für Katzen. Skript. Lehrgang Verhaltensberatung für Katzen. Berlin.

Dziallas, Peter (2015): Prüfung der immunmodulatorischeWirkung von Coffea praeparata und Koffein. Tierärztliche Hochschule Hannover. Dissertation.

Forth, Wolfgang Prof. Dr. med. und Olaf Adam (2001): Coffein: Umgang mit einem Genussmittel, das auch pharmakologische Wirkungen entfalten kann. In: Dtsch Arztebl 2001; 98(43): A-2816 / B-2412 / C-2242.

Giftdatenbank der Universität Zürich (Abruf 29.9.2020): https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00000005/8082_08.htm

Marcone, Massimo F. (2004): Composition and properties of Indonesian palm civet coffee (Kopi Luwak) and Ethiopian civet coffee. In: Food Research International. Band 37, Nr. 9, 2004, ISSN 0963-9969, S. 901–912, doi:10.1016/j.foodres.2004.05.008.

La Canna, Xavier (12.4.2015): Civet cat coffee: A delicious beverage or a case of animal cruelty?

Peta (Dezember 2019): Kopi Luwak: Das Leiden der Schleichkatzen für Kaffee. https://www.peta.de/kopi-luwak

Schmidtbauer. Stefan Ludwig (2018): Effekte einer klassischen Konditionierung mit Koffein auf den Blutdruck und andere autonome Parameter. Dissertation Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München.

Schümann, Helmut (26.1.2018): Berliner Schnauzen. Finger weg vom Katzenkaffee. In: der Tagesspiegel. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/berliner-schnauzen-finger-weg-vom-katzenkaffee/20867174.html

Wild, Tony Civet (2014): Cat coffee: can world's most expensive brew be made sustainably? The Guardian. ttps://www.theguardian.com/sustainable-business/2014/sep/19/civet-cat-coffee-worlds-most-expensive-brew-made-sustainably-kopi-luwak

Wild, Tony: https://www.change.org/p/harrods-cut-the-crap-stop-stocking-kopi-luwak