Löwin in Berlin/Brandenburg entlaufen. Wie verhalte ich mich bei einem Zusammentreffen?
Wie soll ich mich verhalten, wenn ich auf Raubtiere wie der entlaufenen Löwin treffe?
Wir wurden in den letzten Stunden, seit bekannt ist, dass mutmaßlich im Berliner Vorort Kleinmachnow eine entlaufene Löwin von mehreren Personen gesichtet und sogar gefilmt worden ist, immer wieder gefragt, wie man sich bei einem solchen Zusammentreffen am besten verhält. Löwen sind Wildtiere und ihr Verhalten ist unter solchen Umständen nur schwer einschätzbar.
In der Regel haben Wildtiere wie Wölfe, über deren Wiederansiedlung ja wild gestritten wird, Angst vor dem Menschen; das gilt auch für freilebende Löwen in der afrikanischen Savanne. Anders als Wölfe sind Löwen in Mitteleuropa in freier Wildbahn schon seit sehr langer Zeit aber hier nicht mehr heimisch. Zur Zeit der Antike sah das noch anders aus: Afrikanische Löwen kamen damals auch in Griechenland und dem südlichen Balkan vor.
Die Löwin, nach der ein Großaufgebot von Polizisten, Jägern und Tierärzten die Wälder rund um Kleinmachnow im südlichen Berliner Umland durchsuchen, stammt aus einer wahrscheinlich illegalen Gefangenschaftshaltung und ist aus dieser gegebenenfalls entflohen.
Handaufgezogene Raubkatzen
Raubkatzen, die in engem Menschenkontakt lebten oder gar mit der Hand (Flaschenaufzucht) aufgezogen worden sind, verlieren hingegen die Scheu und ihr natürliches Distanzverhalten gegenüber Menschen. Gerade mit Raubtieren, die mit der Hand aufgezogen wurden, kommt es immer wieder zu gefährlichen bis tödlichen Übergriffen.
Was die in Berlin-Brandenburg entlaufene Löwin betrifft, liegen keinerlei Informationen über ihre Herkunft, Haltung oder Aufzucht vor. Laut Polizeiangaben sind alle relevanten Einrichtungen wie Zoologische Gärten, Tierparks, Zirkusse sowie Wildtierauffangstationen überprüft worden und nirgendwo fehlt eine Löwin. Es ist davon auszugehen, dass es sich unter Umständen um eine illegal gehaltene Raubkatze handelt. Solche illegal erworbenen Tiere werden oft unter schlimmen Umständen gehalten, in engen nicht ausreichend abgesicherten Gehegen ohne tiermedizinische Betreuung. Über das Alter, den Ernährungs- und den Gesundheitsstatus des Tieres ist nichts bekannt.
Die besagte Löwin soll ein Wildschwein verfolgt und erlegt haben, sodass sie sich vermutlich im Wald oder angrenzenden naturnahen Gebieten aufhält. Die Bevölkerung in Kleinmachnow und den angrenzenden Bezirken sowie im Berliner Süden ist deswegen von der Polizei aufgefordert worden, im Haus zu bleiben, ihre Haustiere ins Haus oder feste Stallungen zu verbringen, und sich nicht draußen aufzuhalten. Das gilt natürlich auch für alle Freigängerkatzen.
Schaulustige können sich und das Tier in Gefahr bringen
Es besteht jedoch immer die Gefahr, dass Schaulustige sich auf den Weg gemacht haben, um die Aktion zu beobachten und dabei sich und die Löwin gefährden. Die örtlichen Behörden haben bekannt gegeben, dass sie je nach Lage das Tier entweder erschießen oder mit einem Betäubungsgewehr narkotisieren.
Eine Raubkatze aus einer Gefangenschaftshaltung, die sich in einer für sie unbekannten Umgebung aufhält, reagiert unvorhersehbar und - sollte sie sich bedroht fühlen und es keine Fluchtmöglichkeiten geben - auch angreifen.
Generell gilt, wenn man auf eine Raubkatze oder einen anderen Beutegreifer trifft, sollte man sich, auch wenn man noch so sehr den Impuls verspürt, auf gar keinen Fall umdrehen, ihr den Rücken zudrehen oder schnell weglaufen. Ein Wegrennen könnte sofort einen Angriff auslösen. Es ist inbesondere wichtig einem Löwen keinen Fluchtweg abzuschneiden. In der Regel versuchen Tiere in einer vergleichbaren Situation zu flüchten; zusätzlich fallen Menschen nicht in das Beuteschema von Löwen.