Katzen unterm Weihnachtsbaum

Weihnachtsbaum und Katze - Geht das? Auch ökologisch?

Alle Jahre wieder werden in den kommenden Wochen bis zum Fest 23-25 Millionen Weihnachtsbäume gefällt und gekauft, um am Heiligen Abend die Wohnzimmer zu schmücken, Emotionen zu wecken und eine heimelige und festliche Stimmung zu verbreiten. So schön die Nadelbäume in weihnachtlicher Dekoration auch aussehen, so bedenklich sind sie aus ökologischer und teilweise auch gesundheitlicher Sicht: für Mensch und Tier. Auch wir stehen in diesem Jahr wieder vor der Herausforderung, einen möglichst ökologisch verträglichen und auch für die Katzen ungiftigen, ungefährlichen Baum aufzustellen.

Umwelt- und Gesundheitsrisiko für Katzen und Menschen: konventionell gezogene Weihnachtsbäume

Konventionell produzierte Weihnachtsbäume werden in Monokulturen auf großen Plantagen unter häufig schlechten Arbeitsbedingungen für die dort Beschäftigen, einer schlechten Öko- und CO2-Bilanz sowie einem erheblichen Einsatz an Pestiziden und Insektiziden im In- und Ausland schnell aufgezogen. Viele der verkauften Bäume stammen nicht aus Deutschland, sondern werden aus Skandinavien (Nordmanntannen) oder dem osteuropäischen Raum importiert. Laut der Umweltorganisation Robin Wood werden nur etwa 1% der immergrünen Weihnachtsbäume unter ökologischen Kriterien herangezogen. Der Trend geht aber hin zum Biotannenbaum. Seit 2014 hat sich die Anzahl der Betriebe, die ökologisch zertifizierte Weihnachtsbäume anbauen, auf nunmehr 800 verdoppelt.

Die Frage der Belastung der Raumluft im heimischen Wohnzimmer und die allgemeine Belastung der Umwelt durch konventionell produzierte und geschlagene Weihnachtsbäume rückt zunehmend immer mehr ins Bewusstsein. Und somit natürlich auch die Frage nach möglichen Alternativen.

Die im konventionellen Anbau angewandten Schadstoffe gehen in der warmen Heizungsluft der winterlichen Innenräume dann an den Feiertagen in die Atemluft über. Dies belastet den menschlichen wie tierischen Organismus. Katzen und andere Haustiere sind sowieso im Innen- und Außenraum durch eine zunehmende Feinstaubbelastung und Ausdünstungen von Möbeln, Teppichen immer stärker belastet. Immer mehr Katzen erkranken an Lungen- und Bronchialkrankheiten wie dem felinen Asthma und versterben an Lungentumoren. Jede zusätzliche Belastung durch gesundheitsschädliche Substanzen ist ein weiteres Risiko. Menschen, Katzen und Hunde, die schon an Atemwegs- und Lungenerkrankungen leiden sollten aus gesundheitlichen Gründen auf konventionelle Tannenbäume verzichten.

Bio-Weihnachtsbaum

Gesundheitsfreundliche Bäume stammen aus biologischem Anbau und tragen ein Ökoanbausiegel der entsprechenden Bio-Verbände Naturland, Demeter, Bioland, Biokreis oder das Bio-Siegel der Europäischen Union. Beim Anbau dieser Bäume muss auf Pestizide und Insektizide verzichtet werden. Im Netz wird man bei der Suche nach einem Anbieter in seiner Nähe schnell fündig.

Tipp: Die Waldschutzorganisation Robin Wood stellt jedes Jahr eine aktuelle Liste von Anbietern und Verkaufsstellen für Öko-Weihnachtsbäumen nach Bundesländern geordnet zusammen samt Preisverzeichnis. Besonders viele Ökoanbieter für Christbäume finden Kunden dabei im waldreichen Bayern.

Schwach giftige Weihnachtsbäume, Christbaumnadeln und ätherische Öle

Laut der Universität Zürich sind die Rinde, Nadeln, Sprossen folgender immergrüner Baumarten, die als Weihnachtsbäume genutzt werden schwach giftig. Dazu gehören auch die beliebten Nordmanntannen (Abies nordmanniana). Diese machen siebzig Prozent aller Christbäume in Deutschland aus, da sie gleichmäßig und buschig wachsen, lange halten und ihre weicheren Nadeln nicht so schnell verlieren.

Weitere schwach giftige Tannenarten sind: Weißtanne (Abies alba mill) und die Spanische Tanne (Abies pinsapo). Nicht giftig hingegen ist die beliebte Nobilistanne (Abies procera), der zweitbeliebteste Weihnachtsbaum in Deutschland. Sie ist ähnlich wie die häufig verwendete Nordmanntanne lange haltbar, und verliert ihren üppigen Nadelwuschs auch bei Zimmertemperaturen nicht so schnell.

Die preisgünstigere Alternative die gemeine Fichte (Picea abies), auch Rotfichte oder Rottanne genannt, ist schwach giftig. Die Rotfichte ist nicht mit der amerikanische Rotfichte (Picea rubens) zu verwechseln.

Nicht giftig hingegen ist die Blaufichte (Picea pungens), auch Stechfichte genannt, ein sehr beliebter Weihnachtsbaum.

Auch die Kiefer (Pinus sylvestris), ein Nadelbaum mit langer Haltbarkeit, ist schwach giftig.

Die aus Nordamerika stammenden Douglasien (Pseudotsuga menziesii), die aufgrund der Klimaveränderungen immer wieder als alternative Baumarten für unsere Wälder im Gespräch sind, sind auch schwach giftig.

Problematisch bei den schwach giftigen Nadelbäumen sind dabei vor allem die in den Nadeln befindlichen ätherischen Öle: Terpentinöl mit Monoterpenen: α-Pinen, Caren, β-Pinen, Limonen, Norcamphen, Borneol und Diterpene.

Eine letale Dosis konnte laut der Giftpflanzendatenbank der Universiität Zürich nur für Kaninchen, Ratten und Rinder beschrieben werden in Bezug auf Nadelöl der Balsamtanne und getrocknete Nadeln der Gelbkiefer. Fälle von Katzen, die durch Nadelbaumvergiftungen gestorben sind sind nicht bekannt. Hier gibt es mehr Informationen zur Toxizität von gängigen Nadelbäumarten.

Vorsichtig sollte man trotzdem bei den schwach giftigen Nadelbaumarten sein, vor allen bei den Arten, die zudem noch schnell in der warmen Heizungsluft ihre Nadeln verlieren. Diese müssen im Tierhaushalt immer schnell zusammengefegt und entsorgt werden.

Eine weitere Gefahrenquelle ist der Wasserständer, in dem der Baum stehen muss, um nicht auszutrocknen, man sollte einen Christbaumständer verwenden, der so gut um den Baumstamm abschließt, dass die Katze oder auch der Hund kein Wasser aus dem Ständer trinken kann.

Toxikologisch stark relevante immergrüne Nadelbäume sind Eibe, Wacholder und Zeder.

Probleme bei der Bestimmung von Baumarten

Es gilt aber zu bedenken, dass immer mehr Menschen die verschiedenen Baumarten nicht mehr von einander unterscheiden können. Im Zweifel auf botanische Bestimmungsbücher, also Referenzwerke, vertrauen. Im  Cat Institute arbeiten wir interdisziplinär Team und haben mit Landschaftsplanerin Maud Kindler einen Pflanzenprofi im Team.

Weihnachtsbaumalternative im Topf

Die Überlegung, den Weihnachtsbaum nicht fällen und damit töten zu müssen, bringt alle Jahre wieder die Alternative des Nadelbaums mit Wurzelballen im Topf hervor. Vielen Tierhaltern und umweltbewussten Menschen ist es ein Bedürfnis, den Baum leben zu lassen und nach dem Weihnachtsfest auszupflanzen.
Bei dieser grundlegend guten Überlegung tun sich jedoch verschiedene Probleme auf: Zum einen sind auch die im Topf angebotenen Weihnachtsbäume in der Mehrzahl nicht ökologisch produziert und bringen wieder die Schadstoffe in die Umwelt und unsere Wohnzimmer.
Zum anderen sind bis auf die klassische und schwach giftige Tanne (Abies alba) die beliebtesten Weihnachtsbaumarten, wie Nordmanntanne und Blaufichte, in unseren Breiten nicht heimisch. Diese sogennannten Neophyten nach jedem Weihnachtsfest in den Garten zu pflanzen, schützt zwar den Baum an sich, aber nicht unsere heimischen Biotope. Blaufichten gehören aber mittlerweile in ihren zahlreichen Zuchtformen, insbesondere die blaugraue Sorte, zu einem der am häufigsten angepflanzten Ziernadelbäumen. Mitunter werden sie auch als Hecken angepflanzt.
Eine weitere Problematik ist, dass die ausgepflanzten Weihnachtsbäumchen zu stattlichen Nadelgehölzen heranwachsen, die häufig extremen Wurzeldruck machen, den Garten verschatten, zu Streit mit dem Nachbarn führen und aufgrund ihres Starts im Topf meist ein flaches, nicht gutes Wurzelwerk ausbilden und nicht besonders standsicher sind.

Miet-Weihnachtsbaum - aber bitte Bio!

Gesellt sich zum Wunsch, die Umwelt und die eigene Gesundheit sowie die seiner vierbeinigen Familienmitglieder zu schonen, das Bedürfnis, den Baum über das Weihnachtsfest hinaus leben zu lassen, kann der Mietbaum eine gute Variante sein. Hier wird der Baum im Topf nach Hause geliefert und nach den Feiertagen wieder abgeholt. Der Baum muss dann nicht nur geschmückt, sondern auch gegossen und gepflegt werden.
Für die Wohnung mit Katze, Hund oder Kindern sollte es dann unbedingt der Mietbaum aus einer ökologischen Produktion sein.

Kunstweihnachtsbaum

Der Plastikbaum drängt sich vor diesem Hintergrund als mögliche Alternative ins Bild. Rein preislich bedarf es bei gut gemachten Exemplaren etliche Jahre, bis dieser sich rechnet. Und auch hier stellt sich neben der Umweltverträglichkeit von noch mehr Plastik in unseren Haushalten, die Frage von Ausdünstungen und Inhaltsstoffen.
Verleitet der Kunststoffweihnachtsbaum die junge Katze oder den kaufreudigen Hund dann noch zum Abschlucken von künstlichen „Nadeln“ oder „Zweigen“, ist die Negativbilanz perfekt.

Weihnachtsbaum selber schlagen

Im Sinn der Regionalität und kurzen Wegen ist das Schlagen von Weihnachtsbäumen in der näheren Umgebung eine Alternative zum Baum aus Osteuropa oder Skandinavien. Handelt es sich um eine ökologische Produktion, die auf den Einsatz von Insektiziden und Pestiziden verzichtet, ist die Kombination aus ungiftigem Weihnachtsbaum und kurzen Transportwegen eine mögliche Wahl für den umweltbewussten Tierhalter.

Vielleicht tut es auch ein bisschen weniger: Nadelbaumschmuck

Und generell gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, auf den ganzen Baum zu verzichten und stattdessen einen Weihnachtsstrauß als Tradition zu etablieren. Werden die Zweige hierfür gekauft, muss wieder auf ein Biosiegel geachtet werden.
Zweige in der Dimension eines Handstraußes dürfen aber auch im Wald gesammelt werden. Und wurde da nicht mit Pestiziden gearbeitet, hat man zugleich eine unbelastete und kostenlose Alternative zum Baum nach Hause getragen. Und die gute Nachricht ist, dass einige unserer heimischen Nadelbaumarten(siehe oben) - bis auf Eibe,Zeder und Wacholder - für unsere Vierbeiner und auch für Menschen ungiftig sind.
Und vielleicht ist ein großer Weihnachtsstrauß unter der Decke platziert ohnehin die stressfreie Alternative im Haushalt mit kletternden, neugierigen Katzen, zwei großen Hunden oder kleinen Kindern. Zweige hoch an der Wand oder unter der Decke zu platzieren ist auch dann besonders sinnvoll, wenn man junge, kletter- und erkundungsfreudige Katzen hat, die den geschmückten Christbaum als Abenteuerspielplatz verstehen und darin rumklettern.

Der beliebte Weihnachsstern ist leider giftig für Katzen und Hunde und taugt nicht als dekorative Pflanzenalternative.

Weihnachtsdekoration im Katzenhaushalt

Neben der Frage nach dem Weihnachtsbaum ist auch immer auch die Frage nach der Sicherheit unserer Fellnasen ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung der weihnachtlichen Dekoration.

Dass sich dies in Haushalten mit Katzen, Hunden und kleinen Kindern nicht so einfach gestaltet, ist nicht neu: Der Katzenjungspunt klettert nach Herzenslust im Baum herum, erste Glaskugeln gehen zu Bruch, der geliebte Hund wedelt die gesamte Dekoration mit seiner Rute durchs Wohnzimmer...

Im Sinn der Sicherheit unserer Vierbeiner und kleiner Kinder haben weder Lametta noch Engelshaar, Bleikugeln oder gläserne Kugeln etwas am Weihnachtsbaum zu suchen. Plastikkugeln stellen im Sinne der Nachhaltigkeit auch keine gute Option dar. Christbaumschmuck aus Filz, Stroh, Salzteig, Metall, Papier oder Holz sind langlebige Alternativen, die jedes Jahr wieder verwendet werden können. Ungiftige Beeren wie die intensiv rot leuchtenden Hagebutten stellen die ökologisch sinnvollere und ungefährliche Dekoration für den Heiligen Abend mit dem geliebten Vierbeiner dar. Mehr Tipps zu weihnachtlichen Dekorationsideen für die Katzenwohnung, Terasse und Garten gibt es hier.

Tipps für die Pflege des Weihnachtsbaums

Den Baum nach dem Kauf im Netz an einer sonnen- und windgeschützten Stelle im Freien oder in einer kühlen Garage aufbewahren und ihn dabei in einen Eimer Wasser zu stellen, damit er nicht austrocknet.

Den Baum schon einen Tag vor dem Schmücken aufstellen. Nur so hat er Zeit seine Äste in Position zu bringen.

In diesem Sinne, wünschen wir allen Katzenfreunden eine grüne, entspannte und schöne Advents- und Weihnachtszeit.

 

Quellen

Arzneipflanzen und Giftpflanzendatenbank Universität Zürich. https://www.vetpharm.uzh.ch. Abruf 4.12.2021

Robin Wood (17.11.2021): O Tannenbaum, wie grün bist du? ROBIN WOOD informiert über Öko-Weihnachtsbäume und gibt Tipps zu Siegeln und Einkauf . Pressemiteilung.https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/o-tannenbaum-wie-gr%C3%BCn-bist-du-0. Abruf 4.12.2021

Schütt, Peter; Horst Weisgerber, Hans J. Schuck, Ulla Lang, Bernd Stimm, Andreas Roloff (2004): Lexikon der Nadelbäume. Verbreitung – Beschreibung – Ökologie – Nutzung; die große Enzyklopädie. Hamburg

Spohn, M. und R.(2011): Kosmos - Baumführer Europa. Stuttgart.