Katzen durch Luftverschmutzung gefährdet

Dicke Luft: eine Gefahr für Katzen

In vielen deutschen Städten herrscht dicke Luft. Die Luftreinheitswerte werden seit Jahren in etlichen deutschen Städten nicht eingehalten. Durch die gesunkene Mobilität während der Corona-Pandemie 2020/2021 hat sich die Luftqualität zwar temporär verbessert, aber dennoch sieht die EU ebenso wie die deutsche Umwelthilfe Handlungsbedarf. So wurde einer Vertragsverletzungsklage der EU-Kommission gegen Deutschland (Az: C 635/18) jüngst vom Europäischen Gerichtshof EuGH stattgegeben. Darin heißt es, dass die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxide von 2010 bis 2016 in 26 Städten »systematisch und fortdauernd« überschritten worden sind.

Inhalieren mit asthmatischen Katzen

Reine Luft ist nicht nur essentiell wichtig für Menschen, sondern auch für unsere Katzen. Wir beobachten seit einigen Jahren in unserer Katzenberatungspraxis eine Zunahme an Katzen mit Erkrankungen der oberen Atemwege, wie beispielsweise felinem Asthma. Aber auch Rhinisitis und andere Hals-Nasen-Ohren- und Lungenerkrankungen. Viele der erkrankten Katzen zeigen entweder Verhaltensprobleme oder die Katzenhalter und Katzenhalterinnen wenden sich an uns, um mit Hilfe des Clickertrainings das Inhalieren mit ihrer Katze zu erlernen. Das Inhalieren mit speziellen Inhalationsgeräten (in der Regel für Babys) kann betroffenen Katzen Symptomlinderung verschaffen. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Katze beim Inhalieren keinen Stress hat, denn Stress verstärkt bekanntermaßen viele Erkrankungen, da er sich unter anderen negativ auf das Immunsystem auswirkt.

Saubere Luft ist lebenswichtig für Mensch und Katze

Eine mit Stickstoffdioxid und Feinstaub belastete Außenluft hat direkte Auswirkungen auch auf die Qualität der Innenluft. Stickstoffdioxide entstehen im Autoverkehr und bei industriellen  Verbrennungsprozessen als auch bei der Nutzung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl, Gas, Holz sowie bei der Müllbrennung. Sowohl Stickstoffdioxide als auch Feinstaub werden mit einer Vielzahl an Erkrankungen in Verbindung gebracht. Als Feinstaub werden diejenigen kleinen und kleinsten Teilchen in der Luft bezeichnet, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der ⁠Atmosphäre⁠ verweilen. Besonders bedenklich ist Feinstaub mit einem aerodynamischen Durchmesser, der kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) ist. Die Partikel sind so klein, dass sie lungengängig sind, sprich in die sensiblen tieferen Atemwege eindringen und dort nachhaltlichen gesundheitlichen Schaden anrichten: bei Mensch und Tier.

Auch die Gesundheit unserer Haustiere ist durch die schädlichen Substanzen gefährdet. Gerade Wohnungskatzen, die keinen oder nur wenig Zugang zu frischer Luft haben und innerstädtisch oder in der Nähe viel befahrener Straßen leben sind gefährdet.

Wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen von Luftverschmutzung auf Haustiere

Unsere praxisinternen Beobachtungen werden durch wissenschaftliche Studien bestätigt. So kam eine taiwanesische Studie, die an der National Taiwan University Veterinary Hospital aus dem Jahre 2018 durchgeführt wurde, zu dem Ergebnis, dass Katzen, die in Wohnungen mit hohen Konzentrationen PM2.5 (>35 μg/m3) an Innenraumschadstoffen wie Zigarettenrauch, Kochdämpfe, Räucherstäbchen und ähnlichen Rauchinsenzen sowie Haushaltschemikalien, eine erhöhte Rate an respiratorischen Erkrankungen wie felines Asthma, sowie chronische Bronchitis und Lungentumore aufweisen. Auch die Schadstoffe, die bei der Nutzung von Kaminen entstehen, sind für Mensch und Katze bedenklich.

Abhilfe für Wohnungskatzen

Wohnungskatzen ohne Freigang könnte ein kontrollierter Freigang mit einem Geschirr oder Walking Jacket zusätzlich neben neuen Eindrücken Zugang zu frischer Luft verschaffen. Aber Achtung: Leinengang ist nur an sicheren Orten ohne Hunde, Verkehr oder ähnlichen Gefahren sinnvoll. Gut eignen sich priväte Gärten oder Grünstreifen, Dächer und ähnliches. Leinengang mit Katzen muss in langsamen Schritten mit dem Clickertraining erlernt werden. Unter keinen Umständen sollte die Katze gepackt, mit einem Geschirr versehen und dann an die Leine genommen werden. Die Katze könnte die Erfahrung als negatives Erlebnis abspeichern und zukünftig Geschirr und Leinen meiden. In unseren Buch „Birga Dexel“s Clickertraining für Katzen“ haben wir das Erlernen des Leinengangs mit dem Walking Jacket ausführlich beschrieben. Am 08.06.2021 veranstaltet das Cat Institute ein Live-Seminar zum Thema Geschirrtraining und Leinengang für Katzen.

Laut der Minnesota Air Pollution Agency sollen eine von zehn Katzen felines Asthma aufgrund von Innen-und Außenraumluftverschmutzung entwickeln.

Gefahr durch Pestizidnutzung für Katzen und Hunde

Katzen in ländlichen Gegenden hingegen können den Giften von Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden ausgesetzt sein, die in der Landwirtschaft aber auch im eigenen Garten verwendet werden. In einer gemeinsamen Studie der US-amerikanischen Hochschulen  „University of Massachusetts mit der „Tufts University Cummings School of Veterinary Medicine“ wurden 700 Hundehaushalte in Bezug auf ihren Einsatz von Pestiziden im heimischen Garten untersucht. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kamen zu dem erschreckenden Ergebnis, das bei circa 33% der Hunde ein bösartiges Lymphom diagnostiziert worden war und das zudem 70% der Hunde ein erhöhtes Risiko hatten ein Lymphom zu entwickeln, wenn ihre Halter Pestidzide im Garten verwendeten.

Mexiko Stadt, eine der globalen Megacites, zählt zu den weltmeist am meisten verschmutzten Städten. Durchschnittlich sterben in der 20 Millionen Metropole 4000 Menschen jährlich an den Folgen der massiven Luftverschmutzung.

In einer Studie wurden Gehirne von Hunden aus Mexiko-Stadt mit Hundegehirnen aus weniger verschmutzten Städten verglichen. Die Gehirne der Stadthunde zeigten vermehrte Schwellungen und Ablagerungen und Verklumpungen, die beim Menschen als Diagnosemarker für Alzheimererkrankungen genutzt werden.

 

Quellen

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https://www.iqair.com/de/mexico/mexico-city