Katze erschrickt vor jungem Seebären, der durch ihre Katzenklappe ins Haus eingedrungen war

Mit diesem tierischen Eindringlich hatte eine Hauskatze im neusseländischen Mt. Maunganui nicht gerechnet. Ein neuseeländischer Seebär-Welpe (Arctocephalus forsteri)  war dort durch zwei von Familie Ross hintereinander angebrachten Katzenklappen ins Haus gelangt und hatte Kätzin Coco in Angst und Schrecken versetzt. Viele Katzen fühlen sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein potenzieller Feind durch die Klappe eindringen könnte. Als nicht erwünschten Eindringling betrachten Katzen in der Regel andere Katzen, einen Nachbarshund, oder auch mal einen Marder oder Waschbären. Aber mit einem Meeresssäuger wie einer Robbe in ihrer Wohnung hatten weder Katze noch ihre humanen Mitbewohner gerechnet. Laut den Katzenhaltern sei Coco von dem Erlebnis traumatisiert.

Für Katzen ist ein sicheres Revier sehr wichtig.  Eine So unerwartete und massive Verletzung des kätzischen Sicherheitsgefühls wie Kätzin Coco es erlebt hat, hinterlassen in der Regel Spuren und können auch  zu Verhaltensproblemen wie Unsauberkeit und/oder Harnmarkieren führen.

Phil Ross, ein Meeresbiologe, geht davon aus, dass das zur Familie der Ohrenrobben gehörende Jungtier schon draußen vor dem Haus auf Kätzin Coco getroffen sein könnte. Coco, die ihr Territorium normalerweise vehement gegen Eindringliche verteidigt, sei wahrscheinlich erschreckt gewesen, dass der kleine Meeressäuger sich nicht wie die ihr bekannten Hunde vertreiben ließ und in Folge durch die Katzenklappen ins Haus geflüchtet. Der Seebärpuppy sei ihr wahrscheinlich einfach gefolgt und so durch die erste Katzenklappe in die Garage und dann durch die zweite Klappe auch ins Wohnhaus gelangt. 

Seebär hält sich ein paar Stunden in der Wohnung auf

Als seine Frau, Jenn Roos, morgens nach ihrem Frühsport die Haustüre aufschloss sah sie die kleine Robbe im Flur sitzen; beiden waren sichtlich überrascht einander zu erblicken und der junge Seebär flüchtete sich unter die Tischtennisplatte im Nebenraum. Das Tier hielt sich nach dem unerwarteten Zusammentreffen mit Jenn stundenlang im Flur und sogar auf der Couch auf, bevor es ihr gelang, es in den Garten zu eskortieren. Mittlerweile waren auch die örtlichen Wildhüter alarmiert worden, die den Seebären schließlich im Garten einfingen und zurück ins 150 Meter entfernte Meer brachten. Dieser junge Seebär gehört anscheinend zu den sehr abenteuerlustigen Exemplaren, denn er muss laut dem Meeresbiologen Ross erst den Strand hochgerobbt und dann der Straße bis zum Haus auf der Oceanbeach Road gefolgt sein.

Kätzin Coco reagierte verstört durch das Zusammentreffen

Die schwarze Kätzin Coco war während sich das Wildtier im Haus aufhielt zu den Nachbarn geflüchtet. Dort hatte die Familie ihre Katze später gefunden. Als Coco endlich ihr Zuhause wieder ganz für sich hatte traute sie sich einen Tag lang nicht mehr in das untere Stockwerk und zog es vor, sich oben zurückzuziehen. Erst am nächsten Tag lief sie vorsichtig schnüffelnd wieder ihr gesamtes häusliches Revier ab.

Laut Phil Ross sei es nicht außergewöhnlich um diese Jahreszeit herum Jungtiere draußen an ungewöhnlichen Orten zu beobachten. Sie würden in dieser Zeit von ihren Müttern abgesetzt und fangen an ihre Umgebung zu erkunden. Zwischen dem 8 und 11 Lebensmonat werden die Jungtiere von den Müttern entwöhnt. Im Alter von 9-10 Monaten wiegen männliche Jungtiere circa um die 14 und weibliche Jungtiere um die 12 Kilogramm.

Ausgewachsene männliche Seebärenexemplare können bis zu 160kg wiegen und 2 Meter lang werden. Die Weibchen sind wesentlich leichter: sie bringen durchschnittlich 30-50 Kilogramm auf die Waage. Mit einer maximalen Körperlänge von 1,50 Metern sind sie auch kürzer als ihre männlichen Artgenossen.

Bullen wie Kühe haben eine lange Schnauze und lange helle Barthaare, die auf eine Katze wie überlange Schnurrhaare wirken müssen. Ihre kleinen Ohren befinden sich außen am Kopf und stehen mittig nach außen ab, aus Sicht einer Katze ebenfalls keine beruhigende Ohrstellung. Ausgewachsene Bullen schmückt zudem noch eine schwarze imposante Halsmähne.

 

Lautkommunikation

Männliche Seebären bringen u.a. Töne hervor, die einem Hundebellen, aber auch einem Winseln ähneln hervor. Jenn Ross war schon bevor sie das Haus am frühen Morgen für ihren Sport verlassen auf die Jungrobbe aufmerksam geworden, nachdem sie eine Art Bellen von unten vernommen hatte. Sie war zu diesem Zeitpunkt aber noch davon ausgegangen einen Hund draußen gehört zu haben.

Seebärenpopulationen erholen sich

Die ehemals durch Menschen auch in New Zealand stark dezimierten Populationen der „New Zealand Fur Seals“, von den Maoris auch kekeno genannt, erholen sich durch Schutzmaßnahmen und Jagdverbote. In Zukunft könnten laut Ross solche Zusammentreffen zwischen dem Menschen und seinen Haustieren sowie jungen Seebären häufiger vorkommen. Die Robben können sich nicht nur im Wasser schnell und elegant fortbewegen, sondern auch an Land einige Geschwindigkeit aufbringen. Die Tiere setzen sich, wenn sie sich bedrängt fühlen, mit Bissen zur Wehr.

Selfies unerwünscht: Respekt vor Wildtieren

Wie bei allen Wildtieren ist es dringend angeraten gebührenden Abstand zu halten. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der Menschen für ein aus ihrer Sicht gelungenes Selfie (fast) alles bereit sind zu tun kann nicht oft genug gesagt werden, wie wichtig es ist Wildtieren ihren Raum zu lassen und diese nicht zu bedrängen. Das vollkommen gesunde Walroß Freya, die es zu Weltruhm brachte, wurde jüngst von den norwegischen Fischereibehörden gegen den Willen der weltweiten Öffentlichkeit eingeschläfert, weil Menschen ihr immer wieder zu Nahe kamen und die Behörden davon ausgingen, dass es bald zu ggf. tödlichen Unfällen mit dem wilden Meeressäuger kommen könnte.   

Quellen:

Chilvers, B.L and S.D. Goldsworthy (2015): Arctocephalus forsteri. In: IUCN Red List of Threathened Species. Geneva.

Motion, Samatha (18.8.2022): Seal chases cat into Mount Maunganui marine biologist’s lounge. In: New Zealand Herald.