Britische Coronavariante B.1.1.7 könnte bei Katzen & Hunden Herzerkrankungen auslösen

Britische Coronavariante B.1.1.7 könnte bei Katzen Herzerkrankungen auslösen

Auch in Deutschland hat sich die britische Coronavirusmutation B.1.1.7 mittlerweile massiv ausgebreitet und ist für 71,3% aller Neuinfektionen verantwortlich. Die Mutante scheint für Menschen aggressiver, bis zu siebzig Prozent infektiöser und gefährlicher zu sein. Etliche Studien deuten auf eine höhere Hospitalisierungsrate mit schweren Verläufen sowie eine erhöhte Sterblichkeitsrate hin als der Wildtyp von Sars-Cov-2.  

Myokarditis und Kreislaufkollaps bei Katzen und Hunden durch eine B.1.1.7-Coronainfektion

Vielleicht gilt dasselbe auch für Katzen und Hunde. Britische Tierärzte der kardiologischen Abteilung des Ralph Veterinary Referral Centre in Buckinghamshire berichteten über 38 Fällen von mit B.1.1.7 infizierten Katzen und Hunden. Die Tierärzte und Tierärztinnen berichten, dass viele der Halter und/ oder Tierbetreuer drei bis sechs Wochen bevor die Tiere Symptome zeigten an respiratorischen Beschwerden ausgelöst durch eine Covid-Erkrankung gelitten hatten und in Folge positiv durch einen PCR-Test auf das Virus getestet worden waren. Die Veterinärmediziner warnen in einer Pre-Print Studie, dass die B.1.1.7 Mutante für einen Anstieg an Myokarditis bei Katzen und Hunden verantwortlich sein könnte. Myokarditis ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskelgewebes. Die in der Klinik vorgestellten infizierten Katzen und Hunde zeigten atypische klinische Symptome wie ernste kardiologische Abnormalitäten neben Myokarditis und einer starken Beeinträchtigungen des Allgemeinzustands der tierischen Patienten. Erstaunlicherweise fehlten aber primäre respiratorische Symptome. Keines der an Myokardie erkrankten Haustiere hatte eine Vorgeschichte von Herzerkrankungen. Alle zeigten aber ähnliche Symptome: akute Lethargie, Appetitlosigkeit, Tachynoe (gesteigerte Atemfrequenz) und in einigen Fällen synkopale Vorkommisse (Kreislaufkollaps). Unter den betroffenen Katzen fanden sich Tiere folgender Rassen: Europäisch Kurzhaar, Manx, Syphinx, Sibírische Waldkatzen, Scottish Fold und Perserkatzen. Alle Tiere bis auf eine Katze, die eingeschläfert wurde, konnten durch medizinsiche Massnahmen gerettet werden.

Bis dato waren immer mal wieder Fälle von Katzen, Hunden, Frettchen sowie Zootieren bekannt geworden, die sich mit dem urspünglichen Sars-Cov-2 Coronavirus infiziert hatten. Alle infizierten Tiere waren in der Vergangenheit entweder asymptomatisch oder zeigten nur leichte Krankheitssymptome.

Die WHO weist ausdrücklich darauf hin, dass von Haustieren keinerlei Gefährdung in Bezug auf das Coronavirus für Menschen ausgeht. Wohl ist aber eine Übertragung vom Menschen auf seine Katzen, Hunde und andere Tiere möglich.

Was soll man tun, wenn man als Katzenhalter oder als Katzenhalterin mit dem Coronavirus infiziert ist?

Auch wenn unsere Katzen einen nachweislich positiven Einfluß auf unseren Gesundwerdungsprozess haben ist es wichtig, dass wir unsere Samtpfoten schützen und im Falle einer Coronavirusinfektion den Kontakt meiden. Wenn möglich sollte die Katze nicht angefasst werden und die Betreuung des Tieres vorübergehend durch andere Familienmitglieder oder Freunde übernommen werden. Wenn dies nicht möglich ist, sollte man sich so weit wie möglich vom Tier separieren und im Umgang wie z.B bei der Fütterung eine FFP-2 Maske tragen.

Sollte die Katze oder der Hund Krankheitssymptome zeigen sollte eine Bezugsperson mit dem Tier umgehend eine Tierarztpraxis aufsuchen und auf die Infektion des Halters ausdrücklich hingewiesen werden insbesondere wenn Atemwegsprobleme, Durchfall, Lethargie, Appetitlosigkeit oder Kreislaufbeschwerden auftreten.

Jede Form von Erkrankung kann bei Katzen Verhaltensprobleme auslösen.

Was charakterisiert die britische Coronamutante B.1.1.7?

Erstmals wurde im Dezember 2020 von der neuen Coronavirus-Mutante B.1.1.7 seitens der britischen Behörden berichtet, die sich seither in Großbritannien ausbreitet und eine starke zweite Welle auf der Insel mit vielen Todesopfern verursacht hat. B.1.1.7 unterscheidet sich an vielen Stellen vom Wildtyp laut der schottischen Universität Edinburgh. Demnach finden sich bei B.1.1.7 im Vergleich zum Wildtyp vierzehn ausgetauschte Aminosäuren und drei komplett weggefallene Proteinbausteine. Gleich mehrere genetische Modifizierungen betreffen das sogenannte Spike-Protein, das auf der Oberfläche des Virus sitzt und ihm sein charakteristisches stacheliges Aussehen verleiht. Es dient dem Virus zum Andocken und Eindringen in die menschliche Zelle. Mutationen des Spike-Proteins könnten dem Virus den Weg in die Zelle erleichtern.

Quellen:

Ferasin, Luca (DVM, Ph.D), Matthieu Fritz, (Ph.D), Heidi Ferasin (DVM), Pie Becquart (Ph.D), Vincent Legros (DVM, Ph.D) and Eric M. Leroy (DVM, Ph.D) (21.03.2021): Myocarditis in naturally infected pets with the British variant of COVID-19. ; https://doi.org/10.1101/2021.03.18.435945doi: bioRxiv preprint

Geddes, Linda (21.3.2021): Vets warn of new Covid variant’s possible link to heart problems in pets. In: The Guardian. https://www.theguardian.com/science/2021/mar/21/vets-warn-new-covid-variant-heart-problems-pets-cats-dogs

Maron B.J., Towbin J.A., Thiene G., Antzelevitch C., Corrado D., Arnett D., Moss A.J., Seidman C.E., Young J.B.: Contemporary Definitions and Classification of the Cardiomyopathies: an American Heart Association Scientific Statement from the Council on Clinical Cardiology, Heart Failure and Transplantation Committee; Quality of Care and Outcomes Research and Functional Genomics and Translational Biology Interdisciplinary Working Groups; and Council on Epidemiology and Prevention. Circ 2006, 113: 1807-1816

Robert-Koch-Institut (RKI) 29.3.2021: Übersicht und Empfehlungen zu besorgniserregenden SARS-CoV-2-Virusvarianten (VOC). https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virusvariante.html

Statistika (24.3.2021): Anteil der Positivtests auf besorgniserregende neue Coronavirusvarianten (VOC) in Deutschland 2021. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1208627/umfrage/ausbreitung-von-corona-mutationen-in-deutschland/