Allergien bei Katzen gegen Hausstaubmilben
Allergien gegen Hausstaubmilben
Auch Katzen können auf eine Vielzahl von Stoffen allergisch reagieren. Dazu können Pollen, Futterbestandteile, aber auch Kontaktallergene wie Schimmelpilzsporen, Katzenstreu & Katzenstreubestandteilen (z.B. Duftstoffe), sowie Hausstaub und Hausstaubmilben gehören.
Allergien nehmen wie bei Menschen auch bei Katzen immer mehr zu. Diesen Trend beobachten wir auch in unsere Beratungsalltag als Katzentherapeuten: immer wieder werden uns allergische Katzen mit problematischem Verhalten vorgestellt.
Viele Katzenhalter*innen haben schon von Futtermittelallergien bei Katzen gehört, aber auch Katzen können gegen Stoffe in ihrer Lebensumgebung allergisch reagieren.
Was ist eine Hausstaubmilbe und wie gefährlich ist sie für Allergiker?
Bei einer Allergie gegen Haustaubmilben reagiert der allergische Mensch oder die allergische Katze nicht auf die Milbe, sondern vor allem auf Bestandteile im Kot von Hausstaubmilben mit einer überschießenden (allergischen) Reaktion. Bis dato konnten von Wissenschaftlern schon 20 Milbenallergene identifiziert werden. Jede Hausstaubmilbe produziert täglich potenzielle Allergene in Form von rund 20 Kotkügelchen. Die Kügelchen zerfallen durch Trocknung und reichern sich im Hausstaub an. Wenn die Partikel von allergischen Menschen oder Katzen eingeatmet werden, reagiert der Organismus. In der Medizin spricht man deswegen von einer inhalativen Allergie. Viele Hausstauballergien sind eigentlich auch Allergien gegen den im Staub befindlichen Milbenkot. Neben dem Kot können Allergiker auch auf die Milbeneier sowie Milbenreste reagieren.
Allergisch auf eigentlich harmlose Stoffe
Typisch bei Allergien ist, dass der menschliche oder tierische Organismus in der Regel auf harmlose Substanzen überreagiert, seien es nun pflanzliche oder tierische Proteine oder Bestandteile von Hausstaubmilben. Auch Hausstaubmilben selber sind harmlos, sie stechen oder beißen nicht und übertragen auch keine Krankheiten wie zum Beispiel Zecken, die ebenfalls wie Milben zu den Spinnentieren zählen. Zu den problematischen in Haushalten lebenden Hausmilben gehören neben den Hausstaubmilben auch Vorratsmilben, die in Lebensmitteln wie Mehl, aber auch Käse und Katzentrockenfutter vorkommen.
Hausstaubmilben: eine weit verbreitete Allergie
Um die 4,5 Millionen Menschen sollen in Deutschland an einer Allergie gegen Hausstaubmilbenkot leiden, das zweithäufigste Allergen nach Pollen.
Laut dem Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) der Ruhr-Universität-Bochum sind 90% der Asthmatiker*innen allergisch auf Hausstaubmilben oder im Haushalt lebenden Vorratsmilben. Und fast 50% aller Allergiker*innen sind auf Milben sensibilisiert.
Im Vergleich zur Pollenallergie tritt die Hausstaubmilbenallergie nicht saisonal, sondern ganzjährig, mit Höhepunkt im Herbst auf.
Für Katzen liegen leider keine Daten vor zur Häufigkeit einer Hausstaubkotallergie vor, aber es ist anzunehmen, dass gerade auch bei reinen Wohnungskatzen mit allergischen Symptomen auch des öfteren Hausstaubmilben als Allergieauslöser vorkommen.
Was sind Hausstaubmilben?
Hausstaubmilben gehören wie Zecken zur Gattung der Spinnentiere und kommen bis auf höher gelegene Regionen (über 1500 Meter), den Polen oder den Wüsten, weltweit vor.
In Deutschland verbreitete Milbenarten
Die bei uns relevanten Milbenarten sind die europäische Milbe (Dermatophagoides pteronyssinus) und die amerikanische Milbe (Dermatophagoides farinae) sind mit nur 0,1 bis 0,5 mm Körperumfang extrem klein. Und doch können sie in den 1-3 Monaten ihres Lebens circa das 200fache ihres Gewichtes an Kot bilden und ausscheiden. Mit den bloßen Augen sind die weißen Tiere nicht zu erkennen.
Der Begriff „Dermatophgoides“ bedeutet „Hautfresser“, denn die 150 weltweit vorkommenden Arten ernähren sich bevorzugt von menschlichen Hautschuppen, aber auch von Schimmelpilzen. Sie benötigen beispielsweise den Schimmelpilz Aspergillus penicilliodes zur Vorverdauung fettiger Hautschuppen.
Wo leben Hausstaubmilben?
Sie leben im Hausstaub, was ihnen den Namen Hausstaubmilben eingebracht hat. Ein Gramm Hausstaub kann mehr als 250.000 Milbenkotkügelchen enthalten, das entspricht dem Tageswerk von 12.500 Milbentierchen.
In unseren Betten finden sie top Lebensbedingungen: warm, feucht und jede Menge Hautschuppen. Jeder Erwachsener scheidet pro Stunde etwa 40 Gramm Wasser beim Atmen aus und verliert täglich um die 1,5 Gramm an Hautschuppen. Diese Menge reicht aus, um 1,5 Millionen Hausstaubmilben einen Tag lang zu ernähren, die dann wiederum 30 Millionen Kotkügelchen täglich produzieren. Schätzungen gehen davon aus, dass besonders in der Paarungszeit der Milben von Mai bis Oktober bis zu 10 Millionen Milben in einem Bett leben können. Aber auch andere Möbel und Einrichtungsgegenstände, mit denen wir in Berührung kommen wie Polstersessel und - sofas, Kissen, aber auch Kuschelstofftiere für Kinder oder Katzenkörbchen sind Refugien für Milben. Und in Teppichen kann sich der Staub gut ansammeln.
Herbstzeit: Hochphase für Allergiker
Mit dem Beginn der Heizperiode, normalerweise Anfang Oktober, sterben viele Hausstaubmilben durch die trockene Heizungsluft ab. Der Rest der Milbenpopulation schafft es aber auch unter ungünstigen Bedingungen zu überleben und bei besseren Lebensbedingungen sich schnell wieder zu vergrößern. Für Allergiker beginnt in den Herbstmonaten die schwierigste Phase im Jahr: der über die warmen Sommermonate angesammelte Milbenkot sowie die toten Milben trocknen aus und häufen sich im Hausstaub an. Je staubiger und je mehr Luftbewegung, desto mehr gelangt von dem allergenen Gemisch in die Atemluft.
Katzen wie Menschen, die gegen die Hausstaubmilbe allergisch sind, sind im Herbst/Winter besonders gefährdet: Die Umgebungsluft ist angereichert mit Allergenen und gleichzeitig führt die trockene Atemluft zum Austrocknen der Nasenschleimhäute.
Symptome einer Hausstauballergie bei Menschen
Menschen mit einer Hausstaubmilbenallergie können unter einer Vielzahl von Symptomen und Erkrankungen leiden wie einer allergischen Rhinisitis mit typischen allergischen Symptomen wie tränenden, juckenden Augen, Fließschnupfen, Husten und Hautreaktionen. Bei starken allergischen Reaktionen kann Atemnot sowie allergisches Asthma ausgelöst werden.
Symptome einer Hausstaubmilbenallergie bei Katzen
Auch Katzen können unter ähnlichen Symptomen leiden. Die Katzenhalter sehen dann ggf. tränende Augen, Nasenausfluß, Husten sowie juckende Hautveränderungen. Auch kann bei einigen Katzen aufgrund von Allergien Atemnot und felines Asthma auftretena. Laut der Kleintierklinik der Uni München äußern sich Allergien bei Katzen häufig in Juckreiz und exzessivem Putz- und Leckverhalten. Weitere Symptome, die auf ein mögliches allergisches Geschehen hinweisen können sind Magen-Darm-Probleme.
Feline selbstinduzierte Alopezie (FAS) bei Katzen
Etliche allergische Katzen knabbern sich mit den reibeisenartigen Papillen auf ihren Zungen das Fell kahl. In der Verhaltenstherapie spricht man dann von einer felinen selbstinduzierten Alopezie (FSA). Aber nicht jede Katze mit FSA ist allergisch, oder nur allergisch. Es gibt viele weitere mögliche Gründe. In der Praxis findet man häufig eine Kombination von psychischen Themen, die verhaltenstherapeutisch gelöst werden müssen, in Kombination mit einer organischen Ursache. Im Cat Institute arbeiten wir bei der Beratung von Alopeziekatzen, die sich sich kahle Stellen in ihr Fell lecken eng mit dem behandelnden Tierarzt und/oder einem Veterinärdermatologen zusammen.
Therapie bei Allergien
Die effektivste Therapie und gleichzeitig Prävention bei Allergien ist das Meiden der Allergene. Im Fall von Hausstaubmilben ist dieser Ansatz extrem schwierig und aufwendig. Gerade Menschen und Katzen mit starken Symptomen können auch von einer Immuntherapie, einer sogenannten Desensibilisierung profitieren.
Was kann ich gegen Hausstaubmilben tun?
Bettbezüge, Kopfkissen, Bettauflagen, Sofabezüge und alles, worauf die Katze schläft sollten bei höheren Temperaturen waschbar sein. Erst ein einstündiger Waschgang bei 60 Grad tötet Milben ab. Je nach Schweregrad der Beschwerden sollte alles regelmässig, spätestens alle drei Monate gewaschen werden. Bezüge von Katzenkörbchen und alle Unterlagen, auf denen die Katze liegt sollten alle auch bei min. 60 Grad waschbar sein.
In Bettkästen fühlen sich Milben sehr wohl; diese sind bei Katzen besonders beliebt und sollten ihnen nicht zugänglich sein.
Bei nachgewiesener Allergie beim Menschen bezahlt die Krankenkasse spezielle Überzüge für Bettzeug und Matrazen, sogenannte Encasings, die auch für Katzen sinnvoll sein können.
Milben mögen es warm und feucht, deswegen den Schlafbereich möglichst trocken halten. Die Raumtemperatur im Schlafzimmer sollte nicht mehr als 18 Grad betragen. Bei 25 Grad fühlen Milben sich pudelwohl.
Weder im Schlaf- noch im Wohnbereich Luftbefeuchter nutzen. Diese erhöhen die Luftfeuchtigkeit, was wiederum das Milbenwachstum fördert.
Keine Anlagen verwenden, die Staub aufwirbeln und den Staub in der Wohnung verteilen wie Klimaanlagen, Ventilatoren, elektrische Heizlüfter. Sinnvoll hingegen sind die auch in Coronazeiten viel benutzten Luftreiniger.
Täglich mehrmals für 5-10 Minuten Stoßlüften. Die Katzen dabei in einem anderen Zimmer „parken“, da Katzen sehr empfindlich auf Zugluft reagieren.
Auf sogenannte Staubfänger im Wohn- und Schlafbereich verzichten. Dazu gehören auch offene Bücherregale und offene Kleiderständer, Vorhänge sowie Dekogegenstände.
Teppich ja oder nein bei vorliegender Allergie gegen Hausstaub?
Teppiche sind wahre Staubfänger im Vergleich zu glatten Böden. Diese sollten mit einem Staubsauger gesaugt werden, der mit einem HEPA-Filter ausgestattet ist. Aber auch Holzböden oder Fliesen haben Nachteile: sie müssen häufig nass gewischt werden, da sie die Feinstaubbelastung in der Wohnung erhöhen. Je mehr Feinstaub in der Atemluft, desto weitreichender die Auswirkungen auf die Gesundheit von Katzen und ihren Menschen.
Unser Tipp: Blogbeitrag "Auswirkungen von Luftverschmutzung und Feinstaub auf Mensch und Katze"
Pflanzen mit großer Blattoberfläche, die stark zustauben, regelmässig mit einem feuchtem Tuch abwischen.
Wie kann ich Milben abtöten?
Katzentrockenfutter ist oft von Vorratsmilben befallen. Milbenallergiker sollten kein Trockenfutter erhalten. Zum Abtöten der Milben müsste das Trockenfutter mindestens für 24 Stunden tiefgefroren werden.
Es wird oft geraten Neemöl aus dem indischen Niembaum zum Abtöten von Hausstaubmilben zu verwenden. Neemöl ist wie Teebaumöl giftig für Katzen und sollte unter keinen Umständen in Katzenhaushalten verwendet werden.
Tipp: Weitere Informationen zu für Katzen giftige Substanzen (Chemikalien, Nahrungsmittel und Pflanzen)
Eine Allergie kommt selten alleine
Viele Allergiker sind gegen mehr als eine Substanz allergisch. Für viele Allergien liegen Kreuzallergien vor. Bei einer Kreuzallergie lösen IgE- Antikörper (Immunglobolin-E-Antikörper), die gegen ein ganz bestimmtes Allergen gerichtet sind, eine allergische Reaktion durch den Kontakt mit einer ähnlich aufgebauten Allergenquelle aus. Generell gilt, dass je ähnlicher sich die jeweiligen Allergene in ihrer Struktur sind, desto wahrscheinlicher ist eine mögliche Kreuzreaktion.
Kreuzallergien bei Hausstaubmilben
Abhängig davon, auf welche Allergene ein Hausmilbenallergiker reagiert, kann es auch zu Kreuzallergien kommen. Kreuzallergien bei gegen Hausstaubmilben allergische Menschen sind bei wirbellosen Meereskrustentiere (z.B. Shrimps, Krebse, Langusten) und Weichtieren (z.B. Tintenfische, Schnecken, Muscheln) sowie Insekten beschrieben. Gegen Hausstaubmittel allergische Katzen sollten keine der oben genannten potenziellen Kreuzallergene fressen.
Quellen:
Sander, Ingrid und Monika Raulf-Heimsoth (2/2013): Hausstaubmilbenantigene in Luftstaubproben. In: IPA Journal. Universität Bochum.
Universität Spital Zürich: Diagnostik bei Milbenallergien. Klinik für Immunologie.