Oft nachgefragtes wissenswertes rund um die Katzenhaltung und das Leben mit Samtpfoten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine junge Katze zu adoptieren?
In meiner Beratungspraxis wurden ein Großteil der verhaltensauffälligen Katzen zu früh von der Mutter und den Geschwistern weggenommen, sprich vor der 12. Woche. Meine Erfahrung ist, dass diese Katzen lebenslang stressanfälliger sind und deutlich schneller mit Verhaltensproblemen reagieren als Katzen, die bis zur zwölften oder sechzehnten Woche beim Muttertier und den Geschwistern waren. Neue wissenschaftliche Forschungen liefern das wissenschaftliche Fundament für unsere Beobachtungen und bestätigen unsere Beratungspraxis.
Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass die Katze-Mensch Beziehung davon profitiert und die Katzen sich enger an sie binden, wenn sie diese möglichst früh zu sich holen. Daraus resultieren weit verbreitete Probleme wie fehlende Selbstkontrolle, auch beim Spielen mit dem Halter. Ich habe Hunderte schmerzhafter Erfahrungen von Katzenhaltern gesehen, deren Füße, Zehen, Arme, Waden und Gesichter zerkratzt und zerbissen waren, weil ihre Katze nie gelernt hatte, dass ihr wildes Spiel nur ihr selbst Freude macht. Die Haut des Menschen ist im Übrigen wesentlich dünner als die eines tierischen Artgenossen. Nach einem im Fernsehen gezeigten Therapiefall, in der ein junger Kater seine Halterin nachts vor dem Schlafengehen ansprang und verletzte, erhielten wir Hunderte von Emails sowie Nachrichten mit Beschreibungen von ähnlichem Katzenverhalten auf meiner Facebook-Seite.
Wie viele Toiletten braucht eine Katze?
Die Faustregel lautet für Wohnungskatzen: immer ein Klo mehr als Katzen im Haushalt sind.
In vielen Wohnungen, die ich besuche, existiert nur ein Katzenklo, selbst wenn mehrere Katzen dort leben. Die Standardantwort der stolzen Katzenbesitzer ist dann: Meine Katzen hatten immer nur ein Klo, die sind damit super zurechtgekommen. Ihre jetzige Unsauberkeit kann also gar nichts damit zu tun haben, dass die Kloverhältnisse nicht optimal sind. Für andere Katzen mag diese Klo-Regel ja gelten, aber nicht für meine. Oder: Meine verstorbene Katze hatte auch fünfzehn Jahre lang nur ein Klo und hat nie daneben gemacht. Mit meiner jetzigen Minka muss etwas anderes nicht stimmen.
Wenn eine Katze unsauber wird, kann das viele Gründe haben. Kommt zu den schlechten Klobedingungen weiterer Stress hinzu, kann dieser dazu führen, dass die Katze unsauber wird. Dass man das Unbehagen der Tiere manchmal erst so spät merkt, hat mit ihrer Anpassungsfähigkeit zu tun.
Welche Katzenmöbel (z.B. einen Katzenbaum) brauchen die Samtpfoten wirklich?
Katzen sollten eine ausreichende Menge an vertikalen und horizontalen Kratzmöglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen. Diese sollten an für die Katze attraktiven Plätzen platziert werden, denn nur was aus Katzensicht attraktiv vom Material und der Platzierung ist, wird auch genutzt. Hinzu kommen natürlich persönliche Materialpräferenzen einer jeden Katze. Zusätzlich klettern viele Katzen gerne und ruhen auf erhöhten Ebenen, wo sie einen guten Überblick haben, dafür bieten sich Kratzbäume an und eine sogenannte dritte Ebene. Diese kann aus Brettern bestehen, aus bereits vorhandenen Regalen und Schränken, die der Katze zugänglich gemacht werden oder einem eigenes konzipierten Cat-Walk-System – natürlich ist auch eine Kombination aus allen Varianten möglich.
Katzen haben ein natürliches Verhaltensrepertoire und artspezifische Bedürfnisse unabhängig davon, ob sie reine Wohnungskatzen oder Freigänger sind. Während Freigänger jedoch eigenständig bestimmte Bedürfnisse ausleben können, bevorzugte Orte aussuchen können, etc., brauchen Wohnungskatzen einen Halter, der das Lebensumfeld seiner Katze artgerecht gestaltet.
Katzen wird oft nachgesagt, sehr eigenwillig zu sein. Oft suchen sie sich ihren Schlaf- und Rückzugsort selbst. Lohnt es sich deshalb überhaupt einen Schlafkissen oder ähnliches zu kaufen und ihnen einen Platz herzurichten?
Als Halter können wir unseren Katzen immer nur Angebote unterbreiten. Wenn diese aus Katzensicht und abhängig von der individuellen Präferenz geeignet sind und auch vorteilhaft aus Sicht der Katze platziert sind, wird sie diese eher nutzen, als einen ungemütlichen Korb in einer unattraktiven dunklen Ecke hinten im Flur. Es gibt ängstliche Katzen, die zum Beispiel aber eher Angebote brauchen, um sich zurückzuziehen, aber auch selbstbewusste Tiere, die gerne mitten im Geschehen sind.
Braucht es z.B. einen Katzentunnel für 200 € oder reicht den Vierbeiner auch ein einfacher Pappkarton zum Spielen?
Häufig erleben Halter, dass sie teures Spielzeug bestellen und die Katze sich mehr für den Karton interessiert. Da scheint der Karton aus Katzensicht attraktiver zu sein – man kann sich in ihm verstecken, daran kratzen, etc. Natürlich kann man aber versuchen Spielsachen wie einen Katzentunnel ins Clickertraining zu integrieren und so spannender zu machen.
Haben Katzen überhaupt ein Empfinden für Luxus? Wie ticken sie hier?
Katzen haben das Bedürfnis nach verschiedenen Ressourcen wie artgerechte Ernähung, geistige und körperliche Auslastung, geeignete Schlaf,- Kuschel und Kratzmöglichkeiten, sowie passende Plätze und Utensilien, um zu fressen und sich zu lösen. Und natürlich haben gut auf den Menschen oder auf andere Katzen oder Tiere sozialisierte Katzen ein entsprechendes Bedürfnis nach Interaktion. Alle diese Bedürfnisse können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Wichtig ist, dass die bereitgestellten Ressourcen aus Katzensicht attraktiv sind. Ob der Katzentunnel nun also 200 oder 30 Euro kostet, ist der Katze egal. Ob er jedoch besonders laut raschelt oder besonders kuschelig ist, spielt dann eher eine Rolle.
Müssen Katzen mit längerem Fell im Sommer geschoren werden?
Fell hat viele wichtige Funktionen für Katzen- auch im Sommer. Katzen sollten nicht geschoren werden, sondern es ist wichtig, dass Katzenhalter lernen ihre Katze wenn nötig wie z.B. bei Perserkatzen bei ihrer täglichen Fellpflege zu unterstützen. Das bedeutet für Halter von Langhaarkatzen tägliches und regelmässiges Bürsten mit für die jeweilige Felllänge geeigneten Bürsten und Kämmen. Viele Langhaarkatzen mögen die Fellpflege durch ihren Menschen nicht, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben sprich das Bürsten war unangenehm. Mit dem Clickertraining kann man die tägliche Fellpflege in eine für die Katze angenehme Erfahrung verwandeln.