Dshamilja – die schöne Schneeleopardin aus Kirgisistan

Die heute im Züricher Zoo beheimatete Schneeleopardin Dshamilja (die Schöne) wurde 2001 als erster wild gefangener Schneeleopard seit zwölf Jahren in das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) eingegliedert. Im Zoo Zürich hat sie regelmässig für Nachfahren gesorgt und so die genetische Variabilität innerhalb der in Gefangenschaft lebenden Schneeleoparden erheblich erhöht.

Das wahrscheinlich in der benachbarten Republik Tadjikistan in einer Schlagfalle gefangene Jungtier war im Dezember 2001 im Alter von sechs Monate von der durch Birga Dexel betreuten Wildhütereinheit Gruppa Bars aus den Fängen eines Händlerrings in Kirgisistan befreit worden. Die Schneeleopardin hätte vermutlich nach China in einen Zirkus oder an Privatleute verkauft werden sollen und wäre später wegen seines Fells und seiner Knochen getötet worden. Dshamilja wurde für 10.000 US-$ in Bischkek zum Verkauf angeboten, als Mitglieder der kirgisischen Wildhütereinheit davon Wind bekamen. Eine deutsche Kontaktperson vor Ort gab sich als potenzieller Käufer aus und konnte das Vertrauen der  Händler gewinnen, so dass sie ihn schließlich zu dem Platz führten, wo die schwer verletzte und traumatisierte Jungkatze vor sich hinvegetierte. Sie war in einem engen Käfig untergebracht, indem sie sich nicht bewegen konnte, Teil ihres Hinterlaufs war durch die Schlagfalle abgetrennt worden, ihr Fell war voll von ihren Exkrementen und das Tier kurz vor dem Sterben. Wahrscheinlich hatten die Händler deswegen ihr Mißtrauen überwunden, denn ein toter Jungschneeleopard ist nichts wert im Vergleich zu einem lebenden Jungtier. Das Tier wurde bei dem Treffen von der Wildhütereinheit konfisziert und die Händler verhaftet.

 

Birga Dexel bespricht mit ihrem Pfleger G. Müller ihren Zustand kurz nach ihrer Ankunft
© B. Dexel

 

Da es weder adäquate Unterbringungsmöglichkeiten noch wildtierärztliche Versorgung vor Ort gab, wurde das Tier in einer konzertierten Aktion in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in Kirgistan und Deutschland am 23. Dezember 2000 in den Wildpark Lüneburger Heide ausgeflogen.

Am 10 Dezember war sie in Begleitung des Wildtierarztes Dr Michael Boeer schließlich in ein Flugzeug der Kirgistan Airlines verladen worden. Am Flughafen Hannover warteten derweil neben Journalisten, dem damaligen kirgischen Botschafter Dr. Apas Dschumagulov, der parlamentarische Staatssekretärin im BMU, Gila Altmann, auch Birga Dexel und die Mitarbeiter des Wildparks Lüneburger Heide auf ihre Ankunft.

 

Der Wildpark Lüneburger Heide verfügte über ein großes Schneeleopardengehege und Dshjamila wurde in ein separates Absperrgehege neben den dort lebenden ausgewachsenen Schneeleoparden Lady und Patron einquartiert. Langsam wurde Dshamilja erst mit Lady zusammengeführt.

Schneeleopardin Lady adoptiert den Wildfang
© B. Dexel

Schneeleopardin Lady adoptiert den Wildfang

Im Wildpark wurde Dshamilja relativ schnell von der dort ansässigen und trächtigen dreijährigen Schneeleopardin Lady regelrecht adoptiert. Schon nach sechs Wochen konnten Lady und Dshamilja die Außenanlage gemeinsam erkunden, denn Lady beschützte sie und schaffte es schließlich auch die noch verbliebenen verunreinigten Stellen in ihrem Fell durch hartnäckiges Putzen zu entfernen.

Birga Dexel mit jungen Schneeleoparden
© Birga Dexel

Ein paar Wochen später schloß Dshmailja Freundschaft mit dem Kater Patron und nach der Geburt von weiteren drei Jungtieren formierten sich die mittlerweile sechs Katzen zu einer Gruppe. 

Schneeleoparden
© Birga Dexel
Transport von Schneeleopardin Dshamilja in den Zoo Zürich
© Birga Dexel

2002 hieß es dann wieder Abschied nehmen, denn Dshamilja sollte ihr endgültiges Zuhause im Züricher Zoo finden, der für seine erfolgreiche Schneeleopardenzucht bekannt ist.

Dshamilja in ihrem neuen Gehege im Zoo Zürich
© B. Dexel
Birga Dexel im Zoo Zürich im Gespräch mit dem Wildtierarzt nach Ankunft der Schneeleopardin Dshamilja, Dshamilja verletzte Pfote wurde geröngt
© B. Dexel

Dshamiljas Umzug in den Zoo Zürich war ein voller Erfolg, sie fühlt sich sichtlich wohl und gebar dort 2011 zum vierten Mal Nachwuchs. Ungewöhnlich dabei, dass obwohl Schneeleoparden 3-4 Jungtiere pro Wurf haben, es bei Dshamilja immer nur ein Junges war.

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