Cat Institute: Liebe Kathi, warum hast Du als Gründerin und Vorsitzende vom zypriotischen Katzenschutzverein Cops Cats bei der Katzenkita mitgemacht?
Ich kenne Birga schon lange, da sie sich aktiv für die Straßenkatzen auf Zypern engagiert und mehrmals im Jahr vor Ort ist. Wir haben erfolgreich Kastrationsaktionen durchführen können und einige Kätzchen vor dem Tod bewahrt. Leider haben wir aber auch schon einige traurige Erlebnisse durchstehen müssen und das schweißt einfach zusammen. Das Katzenelend auf Zypern ist manchmal sehr schwer zu verkraften und wir Tierschützer müssen uns immer wieder auf die positiven Aspekte unserer Arbeit fokussieren, umso mehr haben wir uns gefreut bei Birga erster Katzenkita mitwirken zu können.
Cat Institute: Was habt Ihr Euch als Cops Cats von der Katzenkita versprochen?
Die Katzen, die von uns nach Deutschland vermittelt werden, haben alle ihr Päckchen zu tragen. Katzen werden an unseren Futterstellen von den Bewohnern wie Abfall entsorgt. Kitten in Kartons oder Mülltüten werden ihrem Schicksal überlassen und viel zu früh der Mutter entrissen. Wir nehmen die kleinen Notfälle sofort in unsere Obhut und päppeln sie liebevoll auf. Wir wissen nicht woher die Katzen stammen und was sie schon alles durchgemacht haben. Die traumatischen Erlebnisse hinterlassen Spuren und zeigen sich natürlich im Verhalten der Kitten. Wir müssen in unserer Arbeit den Fokus auf das "Überleben" und die Pflege der Katzen setzen und das tägliche Training gerät aus Zeitgründen eher in den Hintergrund. Birga erkennt die Probleme und die Verhaltensauffälligkeiten und arbeitet als Profi intensiv mit den Katzen. Wir freuen uns, wenn unsere Schützlinge die gleichen Chancen auf ein schönes Zuhause bekommen wie Katzen, die nicht so viel durchgemacht haben.
Natürlich hoffen wir uns auch, dass die Ausstrahlung eine gewisse mediale Aufmerksamkeit generiert und unsere Tierschutzarbeit bei den Zuschauern Anklang findet.
Cat Institute: Warum hast Du Poppy und Daisy für die Kita ausgewählt? Was genau hast Du Dir an Lernerfahrungen für die beiden gewünscht. Sind Deine Erwartungen erfüllt worden?
Daisy und Poppy waren im sehr schlechten Allgemeinzustand als wir sie an unserer Futterstelle vorgefunden haben. Ihre ersten Wochen war geprägt von intensiver medizinischer Versorgung. Ich würde fast sagen, dass sie die ersten Wochen ihres Leben "verloren" haben. Als es mit Ihnen "bergauf" ging und sie körperlich in der Lage ware zu spielen, waren die Beiden kaum zu bändigen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie auf Biegen und Brechen ihre Kindheit nachholen möchten. Sie haben förmlich ihre Pflegestelle auf den Kopf gestellt. Natürlich mussten Sie auch mit anderen Katzen auf der Pflegestelle klar kommen, was sich sehr schwierig gestaltete. Kämpfen, Futterneid und Unterdrückung anderer Katzen standen an der Tagesordnung. Ich habe mir für beide gewünscht, dass sie einen Weg finden mit ihrer angestauten Energie klarzukommen und andere Katzen akzeptieren und nicht als Feind zu sehen. Birga und ihr Team haben dies erfolgreich in der Kita geschafft.
Birga: Liebe Kathi, du kommst ja nicht originär aus dem Tierschutz. Wie bist Du dazu gekommen, Dich hier auf Zypern für Katzen zu engagieren und eine eigene Organisation „Cops Cats“ zu gründen ?
Kathi/Cops Cats: Als deutsche Auswanderin auf Zypern wurde ich täglich mit dem Elend der Straßenkatzen konfrontiert. Wegschauen konnte ich nicht. Überall findet man überfahrene Katzen auf den Straßen, weil einfach die Population zu groß ist. Besonders schlecht geht es den Tieren im Winter, wenn die Touristen weg sind, die Katzen verzweifelt nach Futter suchen. Seit Ende 2017 kümmert sich ein kleines Team von Ehrenamtlichen Helfern täglich um die vielen Katzen in der Touristenregion von Larnaca.
Birga: Warum ist Eurer Einsatzgebiet Pyla und Oroklini?
Kathi/Cops Cats: Ich habe zum Zeitpunkt der Charity Gründung von Cops Cats in Pyla gewohnt, Oroklini ist das angrenzende Dorf. Für mich war es wichtig dort tätig zu sein, wo ich lebe. Oroklini und Pyla sind die Touristenregionen Larnacas. Viele Hilferufe von Touristen kommen aus dieser Gegend. Leider hat sich eine große Katzenschutzorganisation aus diesem Bereich zurückgezogen, da es Außenbezirke von Larnaca sind. Für uns ist es wichtig den Wirkungsbereich zu begrenzen, um auch eine Veränderung der Situation der Straßenkatzen zu sehen. Leider fehlen uns die finanziellen Mittel und die Man-Power überall tätig zu sein wie zum Beispiel am anderen Ende der Stadt um die Tekke Moschee herum. Wir haben einfach nicht genug Freiwillige und finanzielle Mittel ganz Larnaca abzudecken. Gerne übernehmen wir die Kastration der Tekke Katzen, wenn die Operationen bezahlt werden.
Birga: Katzenschutz auf Zypern bedeutet vor allem auch die Katzenpopulation langfristig durch Kastrationen zu reduzieren. Auch bei Cops Cats liegt das Hauptaugenmerk auf TNR. Wie viele Katzen hast Du seit Deiner Ankunft auf Zypern schon teilweise auf eigene Kosten kastrieren lassen und wieder freigesetzt?
Kathi/Cops Cats: Cops Cats hat alleine in 2019 355 Katzen kastriert, das entspricht circa 30 Katzen pro Monat. Keine andere Organisation hat dies auf Zypern bislang geschafft.
Birga. Ihr arbeitet derzeit an einem großem Ziel, dem Aufbau einer eigenen Kastrationsklinik für Streunerkatzen. Wie ist die Idee entstanden?
Kathi/Cops Cats: Unsere monatliche Tierarztrechnung ist mittlerweile so hoch, dass wir dafür zwei Tierärzte fest einstellen können. Kastrationen sind der Schwerpunkt von CopsCats. Wir würden gerne Zyprioten ermöglichen ihre Tiere zu einem „günstigen Preis“ zu kastrieren, um flächendeckend etwas an der Situation der Straßenkatzen zu ändern. Mit einem eigenen Tierarzt können wir mehr Tieren helfen und Menschen unterstützen, die zwar gerne streunende Katzen kastrieren würden, es sich ab nicht leisten können. Aufklärungsarbeit ist natürlich auch ein Bestandteil unserer Arbeit.
Birga: Ihr übernehmt auch das Einfangen und die Kastration in einigen Fällen auch für zypriotische Tierschützer wie Yiota die in der Vox-Katzenschutzdoku gezeigt wird.
Kathi/Cops Cats: Yiota füttert etwa 50 Katzen in ihrem Wohngebiet. Sie ist die einzige Tierschützerin, die dort füttert und ihr ist die Situation über de Kopf gewachsen. Es geht um streunende Katzen. Yiota investiert ihr ganzes Einkommen in Katzenfutter. Sie hat sich an uns gewandt, weil sie zwar die Notwendigkeit der Kastration sieht, aber sich es nicht leisten kann. Ohne den Einsatz von Yiota wäre die Situation für die Katzen in Oroklini katastrophal. Viele Tiere würden schlichtweg verhungern.
Birga: Die Vermittlung von Katzen innerhalb und außerhalb Zypern ist mehr eine Notlösung, da dies sicherlich Tiere sind, die nicht länger auf der Straße leben könnten?
Kathi/Cops Cats: Ja genau, vermittelt werden nur eine kleine Anzahl an Tieren, die wir nicht mehr auf die Straße zurücksetzen können. 2019 wurden in etwa 100 Katzen an Adoptanten vermittelt.
Birga: Ihr betreut mit einem Team von ehrenamtlichen Helfern ja auch feste Futterstellen, an denen ihr auch dafür sorgt, dass alle Katzen, die die Futterstellen regelmässig besuchen kastriert und medizinisch versorgt werden. Wieviele Futterstellen betreust Du und Dein Team?
Kathi/Cops Cats: Es sind momentan 6 feste Futterstellen, um die wir uns kümmern.
Birga: Darunter sind ja auch eine Futterstelle, die von einem Hotel in Larnaca betreut wird. Seit wann gibt es die Futterstelle am Palm Beach Hotel?
Kathi/Cops Cats: Die Futterstelle (Cat Café) am Palm Beach gibt es seit Ende 2017 / Anfang 2018.
Birga: Tragt ihr alle Kosten oder gibt das Hotel etwas dazu?
Kathi/Cops Cats: Wir als Charity tragen die Kosten für Futter, Kastrationen und medizinische Behandlungen. Lediglich der Bau des Holzhauses wurde vom Hotel in Auftrag gegeben und auch bezahlt. Das Palm Beach ermöglicht es uns eine Spendendose an der Rezeption aufzustellen, somit können wir zumindest die Futterkosten in den Sommermonaten decken. Die Gäste im Hotel (besonders die Kinder) füttern die Katzen eifrig an der Futterstelle.
Birga: Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle gleich davon begeistert waren und es immer noch Überzeugungsarbeit zu leisten gibt, obwohl die Futterstelle gerade auch von Touristen so positiv angenommen wird. Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht ?.
Kathi/Cops Cats: Es gibt wenige Urlauber, die sich von den Katzen gestört fühlen. Diese Rückmeldungen werden sofort an uns heran getragen mit der Bitte einige Katzen vom Hotel wegzuschaffen. Leider kam es 2019 zu 20 ausgesetzten Katzen im Hotel, die wir teilweise vermitteln konnten. Es ist nachvollziehbar, dass das Hotel nicht an einer Vermehrung der Katzen interessiert ist und wir arbeiten daran die Population so gering wie möglich zu halten, durch Kastrationen und Vermittlungen.
Wir sehen aber ganz klar die Vorteile des Hotelprojektes darin, dass auch Gäste, die keine Katzenliebhaber sind davon profitieren. Dafür müssen aber alle an einem Strang ziehen. Hungrige und bettelnde Katzen beim Abendessen mussten wir zu Beginn an die Futterstelle gewöhnen. Kellner und weiteres Hotelpersonal mussten über die Futterstelle unterrichtet werden. Sie sollten Gäste darauf aufmerksam machen die Futterstellen zu nutzen und nicht die Katzen vom Tisch zu füttern. Letztendlich geht es um eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Die Hoteliers kann man letztendlich nur mit zufriedenen Gästen überzeugen. Das Katzen Café hat sich inzwischen etabliert und Gäste werden zu „jährlichen Wiederholungstätern“ wegen den Katzen.
Birga: Wieviele Ehrenamtler habt ihr? Wieviele Pflegestellen gibt es?
Kathi /Cops Cats: Die Zahl beläuft sich momentan auf 10 Ehrenamtler: Die Zahl variiert, da uns einige Volunteers nur einen bestimmten Zeitraum zu Verfügung stehen. Momentan haben wir neben unserer großen Pflegestelle noch eine weitere in Limassol und einige Notfälle so wie Frida und Carlo kommen zu mir. In der neuen „CopsCats TNR Clinic“ gibt es auch ein großes Gehege, um kurzzeitig Kitten unterbringen zu können, solange bis ein richtiges Zuhause für sie gefunden worden ist.
Birga: Welche Form von Unterstützung braucht ihr am meisten?
Kathi /Cops Cats: Finanzielle Unterstützung durch Geld-oder Sachspenden, Flugpatenschaften, Pflegestellen und Adoptanten