Trap: die schwierigste Hürde ist die erste Phase des TNR-Prozesses, die Katzen einzufangen. Viele freilebende Katzen haben (auch) negative Erfahrungen mit Menschen machen müssen und sind misstrauisch. Das Einfangen von Katzen erfordert Geduld, Erfahrung im Verhalten und Handling von Katzen und viel Fingerspitzengefühl. Nach dem Einfangen mit speziellen Lebendfallen werden die Katzen zu Tierkliniken gefahren, dort untersucht und anschließend kastriert und medizinisch versorgt. Wenn möglich verbleiben die Tiere zur Beobachtung für eine Nacht in der Tierarztpraxis und werden am folgenden Tag wieder an der Einfangstelle ausgesetzt. Nach erfolgreicher Kastration werden den Katzen in vielen Ländern noch unter Narkose ein Teil des Ohres abgeknipst. Dies ist ein international bekanntes, gut sichtbares Zeichen, dass die Katze kastriert ist. Während bei Katern schnell ersichtlich ist, ob diese kastriert sind kann die Ohrmarkierung bei Weibchen verhindern, dass die Kätzin ggf. noch einmal eingefangen und ihr Unterleib geöffnet wird.
TNR trägt erfolgreich dazu bei, Katzenpopulationen stabil zu halten. TNR ist auch wichtig für die Gesundung und Gesunderhaltung der freilebenden Katzen, denn vor jeder Kastration findet ein Gesundheitscheck statt.Vorhandene Erkrankungen können so erkannt und behandelt werden. Nur gesunde Katzen sollten einer Narkose unterzogen werden; erkrankte Katzen verbleiben beim Tierarzt bis zu ihrer Gesundung oder sollten sie lebenslang medizinische Versorgung benötigen werden sie, je nach Grad ihrer rkrankung an erfahrene Menschen vermitteln oder sie leben in Auffangstationen, sogenannten Sanctuaries wie den Tala Monastry Cats oder dem Malcolm Sanctuary.
Kastrierte Katzen haben eine höhere Lebensqualität und Lebenserwartung, da sie nicht mehr in sexuell motivierte Kämpfe verwickelt sind, es zu weniger Kampfverletzungen und folglich auch zu verringerter Übertragung von Krankheiten kommt. Eine vergleichende wissenschaftliche Studie von einer Kolonie mit kastrierten und unkastrierten Katern zeigte weitaus weniger Kämpfe in der Kastratengruppe. Kam es zu Kämpfen waren häufig unkastrierte Kater in das Revier eingewandert. Auch in der Verhaltensberatung beobachten wir immer wieder, dass wenn kastrierten Freigängerkater plötzlich gehäuft mit kampfestypischen Verletzungen nach Hause kommen, dies häufig durch die Einwanderung eines unkastrierten Katers ins Revier bedingt ist. Diese Studienergebnisse werden durch Beobachtungen von uns und anderen Katzenschützern an freilebenden Kolonien bestätigt.
Aber auch die Weibchen profitieren von einer Kastration: Kätzinnen werden nicht ständig tragend und müssen nicht mehrmals im Jahr Jungtiere säugen und durchbringen. Trächtigkeit, Geburt, Säugen und Aufzucht verlangt Kätzinnen körperlich sehr viel ab. Aufgrund des milden Klimas können Kätzinnen in Zypern noch öfter als in nördlicheren Region im Jahr Würfe haben. Kitten freilebender Katzen haben eine sehr hohe Mortalitätsrate; eine Studie US-amerikanischer Veterinäre zeigte eine Todesrate von 75% der Kitten innerhalb der ersten 6 Monate, wobei die meisten Kitten durch Verletzungen zu Tode kamen.
Quellen:
Finkler, Hilit; Gunther, Idit; Terkel, Joseph (1.5.2011): Behavioral differences between urban feeding groups of neutered and sexually intact free-roaming cats following a trap-neuter-return procedure. In: Journal of the American Veterinary Medical Association. 238 (9): 1141–1149.
Nutter, Felicia B.; Levine, Jay F.; Stoskopf, Michael K. (1.11.2004): Reproductive capacity of free-roaming domestic cats and kitten survival rate. In: Journal of the American Veterinary Medical Association. 225 (9): 1399–1402.